Sanderau

Die Sanderau ist ein Stadtteil von Würzburg. Sie gilt als der älteste Stadtteil außerhalb der ehemaligen Stadtmauer und wurde ursprünglich als die „Sander Vorstadt“ bezeichnet. Gemeint war damit, dass dieser Bereich an den sandigen Flussauen des Mains lag. Danach ist der Stadtteil auch benannt. Die Sanderau ist aufgrund der Nähe zur Innenstadt bei Senioren und wegen der Nähe zur juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität insbesondere bei Studenten beliebt. Der Stadtteil ist mit weiteren Ortsteilen über zwei Straßenbahnlinien (Linie 1 und 4) verbunden.

Blick über die Sanderau aus dem ehemaligen "Dachcafe" in der Königsberger Straße 1.
Blick über die Sanderau aus dem ehemaligen „Dachcafé“ in der Königsberger Straße 1.

Ein beeindruckendes Bauwerk ist die Adalberokirche, die erst 1899 erbaut wurde, um auch den Anwohnern dieses Stadtteils eine angemessene Kirche zu geben. In der Sanderau befindet sich unter anderem auch die Agentur für Arbeit (siehe weiter unten) und die Tectake-Arena, die u.a. für Sportveranstaltungen, Musikkonzerte und andere Großveranstaltungen genutzt wird.

Im hinteren Teil der Sanderau gibt es mit dem kaufmännischen Berufsschulzentrum und der Klara-Oppenheimer-Schule für Hauswirtschaft zwei berufsbildende Schulen. 1)Informationen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.de.

Die Entstehung der Sanderau

Historische Ansicht von 1896. St. Adalbero mit "Sanderwasen". Auf dem Bild sieht man noch das im Krieg zerstörte Pfarrhaus von der Kirche.
Die Sanderau im Jahr 1896.

Die Aufhebung der Festungseigenschaft für die Stadt Würzburg durch die königliche Verfügung vom 26. September 1856, sowie die planmäßige Niederlegung der Festungswälle seit 1869, hatten die Voraussetzung geschaffen für die Ausdehnung der seit Jahrhunderten von Mauern umschlossenen Stadt.

Es standen schon vor der Entfestigung der Stadt einige wenige Häuser in der Sanderau. Der größte Teil des Gebietes wurde für den Garten- und Weinbau genutzt. Straßennamen wie Weingartenstraße oder Traubengasse erinnern noch heute daran. In der ebenfalls benachbarten Sophienstraße gibt es seit rund 100 Jahren mit dem „Sophienbäck“ immer noch eine traditionelle fränkische Weinstube (sog. „Bäck“). Sehr viele der Häuser in diesen Straßen haben deshalb noch heute feucht-kühle Gewölbekeller. Ursprünglich dienten sie als Weinkeller und werden inzwischen natürlich von den Anwohnern ganz normal als Keller genutzt.

Der neue Stadtteil entwickelte sich rasch und schon bald war dessen Bevölkerung so angewachsen, dass die zuständige Pfarrei St. Peter und Paul die zusätzlichen Gläubigen aus der neuen Vorstadt nicht mehr mitbetreuen konnte. So wurde in einer Versammlung der Sanderauer Katholiken am 7. Januar 1875 der „Katholische Kirchenbau-Verein Sanderau“ ins Leben gerufen, dessen Ziel die Planung, Finanzierung und Errichtung einer eigenen Pfarrkirche für die Vorstadt sein sollte – St. Adalbero.

Bilder und Informationen aus der Sanderau

Sanderrasen mit Studentenhaus
Sanderrasen mit Studentenhaus

Zum Stadtteil gehört auch der Sanderrasen am Exerzierplatz. Dieser öffentliche Sportplatz wird vor allem in den Sommermonaten von vielen Jugendlichen zum Fußball- oder Basketballspielen verwendet. Aber auch Marathon-Läufer sieht man hier immer wieder auf der Gummibahn. Der heutige Platz diente im vorigen Jahrhundert in der Tat als „Exerzierplatz“ für die Militärs.

Bis in das Jahr 1924 fand auf dem Sanderrasen auch das Kiliani-Volksfest statt, das heute auf der Talavera im Stadtteil Zellerau beheimatet ist. Die Franz-Ludwig-Straße ist neben der Randersackerer Straße und dem Mainkai eine der Ausfallstraßen der Sanderau. Sie führt vorbei an der Adalbero Kirche in Richtung des Stadtteils Frauenland.

Straßendreieck Weingartenstraße, Franz-Ludwig-Straße
Straßendreieck Weingartenstraße, Franz-Ludwig-Straße

Die Schiller-Schule in der Felix-Dahn-Straße ist eines der älteren Gebäude des Stadtteils und wurde 1907 errichtet. Noch bis vor einigen Jahren war hier eine Grund- und Hauptschule untergebracht. Zur Schule ging hier einst unter anderem auch Jürgen Weber (1990 – 2002 Oberbürgermeister von Würzburg). Teilweise waren auch andere (ausgelagerte) Schulen im hinteren Gebäudeteil mit eingezogen.

Das Gebäude in der Egloffsteinstraße wurde um das Jahr 1900 im Jugendstil errichtet. Bei der Fotoaufnahme wurde es gerade saniert.
Gut erhaltener und sanierter Altbau

Heute kann man in der Schiller-Schule unter anderem das Abendgymnasium besuchen. Im Innenhof befindet sich die Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr Sanderau.

An vielen Stellen in diesem Stadtteil gibt es immer wieder Häuser, die nach dem Krieg und der fast totalen Zerstörung von Würzburg im ursprünglichen Stil wieder errichtet wurden. So auch dieses an den Jugendstil erinnernde Gebäude. Die meisten Häuser entstanden aber wohl nach dem Krieg beim Wiederaufbau von Würzburg.

Ab den 1960er Jahren wurde der Stadtteil Sanderau um einige Straßen und viele Mehrfamilienhäuser erweitert. In dieser Zeit (1967) entstand auch die katholische Kirche St. Andreas mit ihrer charakteristischen Architektur in Form einer Pyramide im Architekturstil des Brutalismus.

Äußerlich macht sie eher den Anschein eines „Zweckbaus“ und ist vielleicht nicht unbedingt „hübsch“ anzusehen. Von innen ist sie jedoch sehr interessant! Die spitz zulaufende Dachkonstruktion, mit ihren gezielt gesetzten Lichtschächten, ergibt einen interessanten Lichteinfall und eine besondere Akustik.

Die katholische Kirche St. Andreas im Stil des "Brutalismus".
St. Andreas

Eine der letzteren großen Wohnungsbaumaßnahmen fand Anfang der 1990er Jahre in der Eichendorffstraße in der Sanderau statt. Auf dem Gelände, auf dem sich heute die Häuser 12a-f und 14b-d befinden, stand ursprünglich ein großes Autohaus der Firma Georg von Opel.

Die Firma wurde geschlossen und die Gebäude wurden abgerissen und durch den „Wohnpark Sanderau“ ersetzt. Aus den Häusern in „exklusiver Lage“ hat man teilweise einen traumhaft freien Blick auf Festung Marienberg und das Käppele.

Ähnlich erging es auch der Firma „Kramag“. Die lange Zeit leerstehenden Gebäude der ehemaligen Autowerkstätten zwischen Exerzierplatz und Weingartenstraße wurden Anfang der 1990er Jahre abgerissen und durch einen großen Wohnblock ersetzt. Wegen der direkten Nähe zu Uni und Stadtmensa leben hier überwiegend Studenten in 1- bis 2-Zimmer-Appartements.

Blick vom Neuberg auf die Sanderau an der Königsberger Straße.
Blick auf die Sanderau an der Königsberger Straße.

Gleich die nächste Querstraße nach der Eichendorffstraße ist die Schießhausstraße. Hier befindet sich unter anderem die Agentur für Arbeit in Würzburg. Im vorderen Teil des Gebäudes am daneben liegenden Ludwigkai – das nicht vom Amt benutzt wird – befand sich viele Jahre die Verwaltung der amerikanischen Streitkräfte in Würzburg.

Schon vor dem Krieg hatte dieses Gebäude eine „militärische“ Nutzung. In den Häusern Ludwigkai 4–6 befanden sich unter anderem die NSDAP-Ortsgruppe und die NS-Frauenschaft. 2)Facharbeit: Nationalsozialistische Einrichtungen in Würzburg (Facharbeit aus dem Fach Geschichte am FKG 1999/2000) Im Hinterhof der Arbeitsagentur wurden ab den 1990er-Jahren auch neue und moderne Häuser gebaut.

Ganz am Ende des Stadtteils Sanderau befindet sich in der Stettiner Straße das Kaufmännische Berufsschulzentrum (KBBZ) und nebenan mit der Klara-Oppenheimer-Schule die Städtische Hauswirtschaftsschule. Die Würzburger nennen sie auch liebevoll „Knödelakademie“, da hier Hauswirtschafterinnen ausgebildet werden. Direkt an das KBBZ angeschlossen ist die S. Oliver Arena. Noch bis ins Jahr 2004 hatte sie den Namen „Carl-Diem-Halle“ und wurde dann aus gutem Grund umbenannt.

Wer war Carl Diem?

Carl Diem wurde 1882 in Würzburg geboren und war ein deutscher Sportfunktionär- und Wissenschaftler sowie Mitinitiator des olympischen Fackellaufs in der Neuzeit. Seine Rolle vor allem im Dritten Reich gilt als besonders umstritten, denn Sätze wie „Sport ist freiwilliges Soldatentum“ stammen von Diem. Noch am 18. März 1945 rief er Mitglieder der Hitlerjugend in einer flammenden Rede im Kuppelsaal des Berliner Olympiageländes zu einem „finalen Opfergang für den Führer“ auf. In den folgenden Tagen kamen in der Nähe des Reichssportfeldes und an den Pichelsdorfer Brücken beidseitig der Heerstraße hunderte Jugendliche bei dem Versuch um, sowjetische Panzerverbände mit Handfeuerwaffen und Panzerfäusten aufzuhalten.

Eine nach Carl Diem benannte Medaille wird in Würzburg nicht mehr vergeben. Nach einer Distanzierung des Leiters der von Diem in Köln gegründeten Deutschen Sporthochschule 1995, wurden Schulen, Straßen und Sporthallen, die nach Carl Diem benannt waren, umbenannt. So beispielsweise auch 2004 die gleichnamige Halle in Würzburg. 3)Artikel bei Wikipedia über Carl Diem Die Sport- und Veranstaltungshalle trug dann für einige Jahre den Namen „S. Oliver Arena“ und nennt sich seit Januar 2022 „Tectake Arena“ nach der gleichnamigen Firma aus Igersheim. Das Namensrecht wurde an das Unternehmen vorläufig bis Ende 2026 vergeben.

Straßenbahndepot

Betriebshof Sanderau der Würzburger Straßenbahn.
Betriebshof Sanderau der Würzburger Straßenbahn.

Der Betriebshof der Würzburger Straßenbahn wurde 1979 erbaut und ist der Standort für einige Busse und sehr viele der Straßenbahnen. Das Gebäude hat mehrere Ebenen. Im Keller befindet sich der Parkplatz für die Omnibusse. Im Erdgeschoss sind Werkstatt, Waschanlage und natürlich die Stellplätze für einige der Straßenbahnen.

In den oberen Stockwerken sind Verkehrsleitung und Personalräume. Mit der Erweiterung des Liniennetzes Ende der 80er Jahre in den Stadtteil Heuchelhof und später nach Rottenbauer wurde dort ein zweiter Betriebshof im Industriegebiet errichtet.

Bilder aus dem Stadtteil Sanderau

Unterwegs im Stadtteil Sanderau

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Der Stadtteil Sanderau bei OpenStreetMap

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