Der Stadtteil Peter Viertel bzw. einfach „Peter“ ist ein Stadtteil in einem der 13 Stadtbezirke und gehört zur Altstadt von Würzburg. Ursprünglich wurde das Viertel „Die Vorstadt im Sand“ genannt 1)Marianne Erben, „Unser Würzburg: der kleine Stadtführer“ Echter, 1991. Nördlich grenzt es an die Wirsberg- bzw. Neubaustraße, südlich an den Ringpark und im Westen ist der Main die Grenze.
Direkt gegenüber auf der anderen Mainseite befindet sich das Mainviertel. Die „Hauptstraßen“ durch das Viertel sind zum einen die Sanderstraße, und zum anderen die Münz- und Peterstraße.
Namensgeber des Viertels ist – wie auch im nahe gelegenen Hauger Viertel (Stift Haug) – eine Kirche. Gemeint ist „St. Peter und Paul“ am Peterplatz mitten im Viertel. Rund um die Kirche gibt es – typisch für die Würzburger Altstadt – ein buntes Gewirr aus Straßen und kleinen Gassen.
Als es nach dem Zweiten Weltkrieg an den Wiederaufbau von Würzburg ging, waren von vielen Häusern nur noch Grund und Boden übrig. Und so wurde dort auch wieder aufgebaut – dadurch wurden die Gassen nicht breiter, sondern blieben meistens, wie sie ursprünglich waren.
Vom Namen wie von der Entwicklung her besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Stephanstraße auf der einen, und dem Peterplatz und der Peterstraße auf der anderen Seite. Sie alle gehen zurück auf das 1013 von Bischof Heinrich Graf von Rothenburg errichtete Collegiatstift zu St. Peter.
Das zu Ehren der beiden Heiligen Peter und Paul errichtete Stift wurde 1057 durch Bischof Adalbero Graf von Lambach in ein Benediktinerstift umgewandelt. Später nahm dieses den Namen „Kloster St. Stephan“ an. Die Pfarrei St. Peter – früher hieß sie „Im Sande“ – ist allerdings noch älter. Sie wird bereits zu Beginn des 11. Jahrhunderts genannt. 2)Bruno Rottenbach, „Würzburger Straßennamen“ – Band II, Fränkische Gesellschaftsdruckerei GmbH, Würzburg, 1969
„Elefantengasse“ und andere merkwürdige Straßennamen
Was hat die Münzstraße (früher Münzgasse) wohl mit Hartgeld zu tun? Und warum findet sich seit Jahrhunderten eine „Elefantengasse“ mitten im alten und stets konservativen Würzburg im Stadtteil Peter Viertel? Die Antworten auf diese Fragen finden sich – wie so oft – in der Entstehungsgeschichte aus Stadt und Stadtviertel.
Noch heute verbindet zum Beispiel die Bergmeistergasse die Obere Johannitergasse mit der Elefantengasse. Der Name stammt von dem Bergmeisterhöfchen, welcher einst der Hof des „Hüters“ (Meister) der domstiftlichen Weinberge war. Der Bergmeisterhof war einer der reizvollsten Altstadtwinkel, der nach der Zerstörung Würzburgs nicht mehr aufgebaut wurde.
Er lag direkt am Anfang der Bergmeistergasse und ein mächtiger Torbogen schmückte den Eingang. Dahinter befand sich auf der rechten Seite eine Steinstiege mit breitem Geländer. Diese Stiege führte in das Haus Nr. 2 in den Mittelpunkt des Hofes. Selbstverständlich fehlte es am Sitz des obersten Weinberghüters auch nicht an entsprechenden Weinkellern.
Auch die Elefantengasse, in welche die Bergmeistergasse mündet, erhielt ihren Namen durch einen Hof – den „Hof zum Elefanten“. Am Haus Nr. 7 war ein Elefant in Stein gehauen, welcher die Jahreszahl 1693 trug. In dieser Gasse befand sich auch der „Hof Thüngersheim“.
Eine benachbarte Gasse trägt den Namen Badergasse, sie verbindet im Peter Viertel die Sanderstraße mit dem Peterplatz. Ungefähr auf halber Höhe zweigt die kleine Maiergasse ab. Der Name soll ursprünglich von einer Maierei (= Molkerei) stammen, die sich dort einst befand. Maier- und Badergasse führten im 15. Jahrhundert den Namen „Zwerchgasse“, abgeleitet „zwerchen“, „kreuzen“ oder „abzweigen“.
Die Bader, nach denen auch bei uns diese Gasse benannt wurde, waren die Besitzer von Badestuben. In der Badergasse dürften sich solche für die Vorstadt im Sand – es wird bereits im Jahr 1328 erwähnt – befunden haben. Die Badstuben, die an den vorgeschriebenen Tagen geheizt werden mussten, waren zugleich eine Stätte für Rasieren, Kopfwaschen und das Schröpfen.
Infolgedessen gab es ständig Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Badern und Barbieren, dabei waren die Bader doch eigentlich die Vorläufer der Barbiere. Die Badestuben erhielten sich bis in das 18. Jahrhundert hinein. Die Bader galten wegen ihres „zweifelhaften Gewerbes“ als unehrliche Leute und durften sich im Wirtshaus nicht zu den anderen Bürgern an den Tisch setzen. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass König Wenzel sie für ehrlich erklärte.
Ganz in der Nähe der Badergasse verläuft die Rotlöwengasse, welche die Sanderstraße mit der Münzstraße verbindet. Der Name stammt von einem Gasthaus „Zum roten Löwen“ an der Ecke der Rotlöwengasse und Sanderstraße. Das Haus Nummer 1 hieß „Zum großen Löffel“. Das Haus Nummer 2 war das ehemalige Sanderbrauhaus, später dann „Beers Brauerei“.
Das Haus, in dem sich heute in der Münzstraße die Volkshochschule Würzburg befindet, war der Namensgeber der ehemaligen „Münzgasse“ und heutigen Münzstraße in Würzburg. Der ursprüngliche Zweck war allerdings ein anderer: Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg ließ das Gebäude im Jahr 1699 errichten und wies es als neues Priesterseminar den Alumnen des Klerikalseminars zu, die das „Seminarium Godefrideum“ für sieben Jahre bezogen. Nachdem die Alumnen das alte Klerikalseminar wieder bezogen hatten, ließ der gleiche Fürstbischof darin die Münzstätte unterbringen. Dort blieb sie auch bis in das Jahr 1816.
Den Würzburger Bischöfen war das Münzrecht übrigens schon ab dem 11. Jahrhundert anverliehen worden. Nachdem Würzburg im Jahr 1814 endgültig bayerisch geworden war, wurde die Münzstätte im Jahr 1816 durch die bayerische Regierung aufgehoben und nach München verlegt. Die Universität vermietete daraufhin als Eigentümerin das Haus an den Tabakfabrikanten Josef Schürer, der schließlich das Gebäude 1857 kaufte. Als sich die Firma erweiterte und 1870 in ein neues Gebäude übersiedelte, kaufte die Stadt die alte Münze und richtete darin die Peterschule ein. 3)Bruno Rottenbach, „Würzburger Straßennamen“ – Band II, Fränkische Gesellschaftsdruckerei GmbH, Würzburg, 1969
Anmerkung: Nach Josef Schürer (siehe oben) ist auch die „Schürerstraße“ am Berliner Ring benannt worden. Dort befanden sich dann auch die oben genannten neuen Gebäude. 4)Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten, 1921 → abgerufen am 15.01.2014 → erschienen auf Franconia-Online.de
Bilder aus dem Stadtteil Peter Viertel
Die „Blaue Grotte“
Direkt an der Ecke Sanderstraße / Elefantengasse befindet sich mit der „Blauen Grotte“ die allererste Pizzeria Würzburgs und ganz Deutschlands. Der Begründer, Nicolino di Camillo, verließ in der Nachkriegszeit seine Heimat Abruzzen (Italien) und zog mit einer amerikanischen Armee-Einheit nach Nürnberg. In Fürth arbeitete er in einer Küche und wurde von den Amerikanern meist nur „Nick“ genannt.
In einer Nürnberger Oper lernte er Janine Schmitt aus Würzburg kennen, mit der er schließlich im kriegszerstörten Würzburg ein kleines Restaurant eröffnen wollte. Das Uffenheimer Bräustüble in der Elefantengasse bot sich für diese Zwecke an, da das eingeschossige Gebäude die Bombardierung Würzburgs fast unbeschadet überstand und bis dahin als Schuhlager diente.
Zu Beginn bestand die Kundschaft hauptsächlich aus amerikanischen Soldaten, was sich dann jedoch schnell änderte. 5)“Die Pizzeria – die ‚Blaue Grotte‘ → Main-Post vom 24.11.2006 → abgerufen am 18.01.2014 Im Geiste von Nicolino di Camillo führen heute Andrea und Giovanni dieses Erbe weiter. 6)Informationen von der Webseite der blauen Grotte.
Sonntagsvideo
Für meine Videoreihe „Das Sonntagsvideo“ war ich im Oktober 2018 im Peter- und Reuerer Viertel unterwegs.
Das Peter- und Reuererviertel bei OpenStreetMap
Quellenangaben
in der peterpfarrgasse habe ich meine berufsausbilddung gemacht…mein gott, schon lange her
Besuchen Sie doch mal das Reuererviertel und die Karmelitenkirche bzw. -kloster