Es hätte „so schön“ werden können in Würzburg! Im Jahr 2018 fand im neuen Stadtteil Hubland die Landesgartenschau statt. Zusätzlich ist jetzt schon der neue Hubland-Campus der Universität in Nutzung. Was könnte da besser passen, als eine neue Straßenbahnlinie zu bauen, die nicht nur die Studenten transportiert, die täglich zur Uni am Hubland müssen, sondern auch die Besucher der Landesgartenschau 2018?
Aber wie schon gesagt: „Es hätte“ schön werden können. Denn in den letzten Jahren wurde der Termin einer möglichen Inbetriebnahme immer wieder verschoben. Bereits Anfang 2014 ging man bei der Stadt davon aus, dass die Straßenbahnlinie 6 nicht wie geplant im Jahr 2016 das erste Mal fahren würde, sondern – so der aktuelle Stand damals – frühestens Ende 2019! 1)Straßenbahn zum Hubland fährt nicht vor Ende 2019 – Main-Post vom 17.06.2013 → abgerufen am 04.01.2014 Auch aus diesem Termin sollte damals nichts werden und sie fuhr dann weder zur Landesgartenschau 2018, noch in den Jahren danach. In Würzburg glaubten zwischenzeitlich viele Bürger daran, dass sich das Thema erledigt hätte und still und heimlich „begraben“ worden wäre. Bis Anfang 2021 dann endlich „Nägel mit Köpfen“ gemacht wurden …
Die ganze Geschichte über die geplante Straßenbahnlinie 6 lesen Sie in diesem Artikel, der die Geschehnisse von Anfang bis heute (2021) chronologisch wiedergibt.
Kommt die Straßenbahnlinie 6 nach Würzburg?
Ziel dieser Seite soll es sein, die Fortschritte (Rückschritte?) in Sachen Straßenbahn Linie 6 zum Hubland zu dokumentieren. Mit diesem Artikel möchte ich gerne die Sachlichkeit an den Tag legen, die ich bei manchen Leuten in Würzburg sehr vermisse. Es reicht nur ein kleiner Artikel in der Lokalpresse, und schon kochen in den Kommentarspalten die Emotionen hoch.
Sicherlich wird zumindest die Bauphase für die Stadt anstrengend und zeitweise auch für Anwohner und Autofahrer mit Umständlichkeit verbunden sein. Dieser Zeitraum ist für meine Begriffe aber überschaubar. Danach hat die Stadt dauerhaft ein umweltfreundliches und sehr sicheres Verkehrsmittel.
Aber es gibt in Würzburg auch viele Menschen, denen die Streckenführung nicht zusagt. Zum Beispiel, dass die Straßenbahn vor der Residenz auf der Schwarzen Promenade entlang fahren soll (die Linienführung war als „Variante 2c“ eine von drei möglichen Varianten für die neue Trasse). In den Augen der Gegner wäre dies äußerst unattraktiv und man befürchtete sogar, dass der Residenz der Status des Weltkulturerbes aberkannt werden könnte. Schnell war aber klar, dass dies nicht der Fall sein wird. Die entsprechende Kommission hat nämlich keine Probleme mit der Straßenbahn.
Ich habe mich da immer gefragt, was wohl für die Bausubstanz der Residenz und den optischen Eindruck schlechter ist? Eine Straßenbahn, die mehrmals pro Stunde vor der Residenz vorbeifahren wird, oder hunderte Autos, die seit Jahrzehnten den Residenzplatz zuparken?
Die Autos stoßen zumindest bei An- und Abfahrt nicht unerhebliche Mengen an für die Bausubstanz schädlichen Abgasen aus (vom Verkehr rund um die Residenz ganz abgesehen). Die Straßen- bzw. Pferdebahn hingegen gab es schon vor 100 Jahren, als sie noch durch das Oeggtor zum Sanderring fuhr.
Einwände bremsen das Projekt
Seit geraumer Zeit läuft in Würzburg das Planfeststellungsverfahren für die Straßenbahnlinie 6. In 447 Fällen hatten Bürger bis August 2012 schriftliche Einwände gegen die ausgelegten Pläne der Straßenbahnplaner erhoben, teils auf 60 bis 70 Seiten. Seit Oktober 2012 wurden diese Einwendungen kategorisiert und Fall um Fall abgearbeitet. Gutachten seien angefordert worden, die Zug um Zug in die Pläne eingearbeitet wurden, so WVV Geschäftsführer Thomas Schäfer im Interview mit der Main-Post.
Fast 97 Prozent der Einwendungen sind geschafft
berichtete Daniel Schüßler-Spitzhüttl, bei der WVV zuständig für das Bauprojektmanagement. Jeder einzelne Einwand müsse sorgfältig bearbeitet und fundiert beantwortet werden.
Wir können nicht einfach eine Behauptung durch eine Gegenbehauptung beantworten.
Und wenn, wie geschehen, ein Bewohner der Max-Dauthendey-Straße in der Sanderau auf einer Sammeleinwendung unterschrieben habe, dass er sich durch den Lärm der Straba-Linie belästigt fühle, müsse das Gegenteil durch ein Gutachten belegt werden. Das kostet Zeit und Geld. Bislang seien rund vier Millionen Euro für die Linie 6 „verplant“ worden, sagte Schäfer. 2)Straßenbahn zum Hubland fährt nicht vor Ende 2019 – Main-Post vom 17.06.2013 → abgerufen am 04.01.2014.
Thomas Schäfer rechnete damals mit dem Planfeststellungsbeschluss der Regierung nicht vor Ende 2014.
„Dann gehen die Planungen weiter, die Kosten werden ermittelt und das Zuwendungsverfahren beginnt. Ende 2015 werden wir europaweit ausschreiben, im Frühjahr 2016 die Arbeiten vergeben und im Sommer 2016 wird der Bau beginnen können“, so Schäfer damals. „Bei einer veranschlagten Bauzeit von rund dreieinhalb Jahren sind wir Ende 2019 fertig, und das aber nur, wenn niemand gegen die Planfeststellung klagt.“
Wann fährt die Linie 6 in Würzburg auf Gleisen zum Hubland?
Die Fertigstellung der Trasse war ursprünglich für das Jahr 2016 geplant. Am 18. Juni 2013 gab die Stadt bekannt, dass eine Realisierung der Straßenbahnlinie 6 bis 2018 aufgrund von 450 Einwendungen und damit verbunden einem deutlich längeren Planfeststellungsverfahren nicht möglich ist. Kritiker warfen dem Stadtrat außerdem vor, durch seine Entscheidungen die Entwicklung behindert zu haben. 3)Neue Straßenbahn nimmt weitere wichtige Hürde – Main-Post vom 17.07.12 → abgerufen am 23.12.2013
Zwei Tage später wurde bekannt, dass die neue Linie auch bis 2019 nicht fertig wird. 4)Ohne Straßenbahn zur Landesgartenschau Main-Post vom 18.06.2013 → abgerufen am 23.12.2013 Der Termin der Fertigstellung ist somit offen. 83 Millionen Euro sind für den Bau der neuen Straßenbahnlinie 6 veranschlagt. Die zuvor angepeilten Kosten von 65 Millionen Euro wurden revidiert, nachdem zusätzliche Nebenkosten und Erschwernisse beim Bau mit einberechnet wurden.
Animationsfilm
Der folgende Film wurde im Oktober 2021 von der WVV auf YouTube veröffentlicht und zeigt per Animation, wie der Streckenverlauf der Linie 6 in Zukunft aussehen soll. Dieser Film ist eine „neue“ Version, die den ursprünglichen Film von 2011 ersetzt. Im neuen Film wurden unter anderem Gebäude im Streckenverlauf aktualisiert, die sich seit damals verändert hatten. So ist jetzt zum Beispiel das neu gebaute Theater zu sehen.
Streckennetz der Würzburger Straßenbahn
Die geplante Linie 6 ist hier rot gekennzeichnet.
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Mehr InformationenLinks zum Thema
- UNESCO gibt den Weg für neue Straßenbahn frei (Main-Post)
- Großer Artikel der Main-Post zum Thema Linie 6
- Wikipedia-Artikel über die Straßenbahn in Würzburg
- Inoffizielle Webseite der Würzburger Straßenbahn mit großartiger Bild-Datenbank zu allen möglichen Fahrzeugen der WSB
Quellenangaben
Vielen Dank für die Zusammenstellung der Updates zum Projekt. Was gerade der Stand bzw. die Entwicklung des Projektes ist, da verliert man bei so langer Laufzeit ja doch etwas den Überblick. Schön, dass das in Kürze (und ohne das Marketing-Blabla) dargestellt wird.
Etwas irritiert mich der gezeigte Streckenverlauf. Dieser würde den Campus-Nord bzw. den neuen Stadt (und das vielleicht nicht mehr so interessante Ziel Landesgartenschaugelände 2018) gar nicht mehr ansteuern….
Welche Quelle gibt es für diesen Verlauf? Konnte dazu nichts finden.
Hallo Julian, danke für Deine Rückmeldung!
Da sich der Artikel mit der Google-Map schon viele Jahre auf meiner Webseite befindet, kann ich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, woher die Infos stammten. Ich werde mich mal kundig machen und die Map dann ggf. anpassen.