Beim zweiten Versuch hatte es geklappt: Die Landesgartenschau kam 2018 für 179 Tage nach Würzburg. 700.000 Besucher waren in dieser Zeit am Hubland unterwegs – und damit deutlich weniger als die ursprünglich angedachten 1 Million Besucher. Für die Stadt Würzburg bedeutete dies am Ende ein Minus von rund 2 Millionen Euro in der Stadtkasse. 1)Bayerischer Rundfunk: Würzburger Landesgartenschau droht Millionenverlust (28.08.2018) → abgerufen am 08.10.2018
Die Stadt hatte sich bereits für die Schau im Jahr 2016 beworben und unterlag dabei knapp der Stadt Bayreuth. Um so mehr freute man sich im Februar 2010 über den Gewinn für Würzburg. Oberbürgermeister Georg Rosenthal bedankte sich damals in einem Rundschreiben bei allen, die zum großartigen Erfolg beigetragen haben: „Dies ist Verpflichtung und Ansporn zugleich“, sagte er.
Die Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschau begründete die Vergabeentscheidung damit, dass Würzburg ein äußerst eindrucksvolles und zukunftsweisendes Gesamtkonzept für die Entwicklung eines neuen Stadtteils im Bereich der ehemaligen Leighton-Kaserne vorgelegt hatte.
Viel Kritik in den sozialen Medien
Bereits kurz nach der Eröffnung am 12. April 2018 wurde das Konzept der Würzburger Landesgartenschau hauptsächlich über die sozialen Medien kritisiert: zu weite Wege, zu viel Wiese, zu wenig Blumenbeete, zu hohe Preise für den Eintritt und auf dem Gelände. Viele Besucher hatten offensichtlich etwas anderes erwartet als das, was dann geboten wurde. Als kleine Nachbesserung der Veranstalter verkehrten deshalb ab Juli zwei Elektrobähnchen kostenlos auf dem Gelände. An den Wegen wurden nachträglich dutzende von Pflanzkübeln aufgestellt. Letztlich führten die Organisatoren den Besuchereinbruch vor allem auf die 2018 sehr lange anhaltende Hitzeperiode zurück.
Sonntagsvideos zum Thema Landesgartenschau
Für diese Webseite, meine Seite bei Facebook und meinen YouTube-Kanal habe ich die Landesgartenschau von Anfang an mit der Videokamera begleitet. Ich war ein halbes Jahr vor der Eröffnung beim letzten Baustellenfest im Oktober 2017 genau so dabei, wie am ersten Eröffnungswochenende und zwei Wochen von Ende der Landesgartenschau. Hier die Playlist mit den drei Videos:
Die Landesgartenschau sollte schon 2016 starten
Nachdem Würzburg mit seiner Bewerbung für 2016 Bayreuth unterlegen war, hatte die Stadt das Bewerbungskonzept für eine Gartenschau nochmals überarbeitet. Anders als bei der ersten Bewerbung waren die Pläne für die Straßenbahnanbindung laut OB Rosenthal damals so gut wie unter Dach und Fach. Die geplante Grünanlage sollte zum Herzstück für den neuen Stadtteil Hubland werden, der durch den Abzug der US-Armee aus den Leighton Barracks entstehen sollte.
Unter anderem sollte die ehemalige sehr große Shopping-Mall (Einkaufszentrum) der Amerikaner zu einer riesigen überdachten Blumenschau werden. Auch wurden komplett neue Wohnhäuser auf dem riesigen Areal gebaut.
Straßenbahnlinie 6 wurde nicht rechtzeitig fertig
Die eigentlich geplante Anbindung der neu zu bauenden Straßenbahnlinie 6 wurde hingegen nicht – wie eigentlich geplant – bis in das Jahr 2018 fertig.
Bereits Anfang 2013 zeichnete sich schon ab, dass die Umsetzung bis 2018 eher unwahrscheinlich sein würde. Im Juni 2013 gab die Stadt damals bekannt, dass eine Realisierung der Straßenbahnlinie 6 aufgrund von 450 Einwendungen und einem damit deutlich längeren Planfeststellungsverfahren nicht möglich sei. Kritiker warfen dem Stadtrat außerdem vor, durch seine Entscheidungen die Entwicklung behindert zu haben. 2)Main-Post: Neue Straßenbahn nimmt weitere wichtige Hürde, volkswirtschaftliche Analyse: Projekt ist förderfähig (17.07.12) → abgerufen am 23.12.2013
Kurz danach wurde bekannt, dass die neue Linie auch bis 2019 nicht fertig wird. 3)Main-Post: Ohne Straßenbahn zur Landesgartenschau (18.06.2013) → abgerufen am 23.12.2013 Der Termin der Fertigstellung ist somit offen. 83 Millionen Euro sind für den Bau der neuen Straba-Linie veranschlagt. Die zuvor angepeilten Kosten von 65 Millionen Euro wurden revidiert, nachdem zusätzliche Nebenkosten und Erschwernisse beim Bau mit einberechnet wurden. Der letzte Stand der Dinge war der, dass man mit einer Fertigstellung frühestens 2021 rechnet.
Nach weiteren Problemen und Terminverschiebungen steht Ende 2023 fest, dass die neue Linie frühesten im Jahr 2029 fahren soll – also elf Jahre nach der Landesgartenschau.
Bilder der Landesgartenschau
Das Gelände
Persönliches Fazit zur Landesgartenschau
Ich finde es sehr schade, dass die Landesgartenschau von Anfang an viel Kritik erfahren hat. Ehrlich gesagt war dies teilweise aber beim besten Willen nicht zu Unrecht so. Das Gelände war sehr weitläufig und zeigte in der Tat sehr viel Rasenfläche. Wer hier eine „Blümchenschau“ erwartet hatte, wurde enttäuscht – und das, obwohl nicht wenige Blumen und Bäume gepflanzt wurden. Das Konzept war einfach ein anderes. Viele Würzburger erwarteten wohl eine Wiederholung der legendären Landesgartenschau von 1990 – das war sie aber definitiv nicht!
Hier ging es in erster Linie um die Entwicklung des neuen Stadtteils Hubland und die Erinnerung an die Geschichte des Areals als Kaserne der Amerikaner und als Flugplatz seit der Jahrhundertwende des vorherigen Jahrhunderts. Dies bedingte – im Gegensatz zur Ausstellung von 1990 – ganz andere Flächenmaße bearbeiten zu müssen.
Über die Preisstruktur lässt sich sicherlich streiten. Eine normale Eintrittskarte für Erwachsene kostete 18 Euro, wo hingegen die Eintrittpreise für Kinder recht günstig waren. Das ist natürlich viel Geld, allerdings war in diesem Preis auch das komplette Programm auf dem Gelände inbegriffen, das man von morgens bis abends durchgehend nutzen konnte. Für 18 Euro bekommt man im Vergleich kein Abendessen im Restaurant, einen Besuch in einem Musikkonzert oder ähnliches geboten.
Mir persönlich waren diese 18 Euro als Preis auch relativ schlüssig. Für die Landesgartenschau wurden zu Anfang 1 Million Besucher erwartet. Wären nur Tageskarten verkauft worden, hätte man 18 Millionen Euro eingenommen. Das wiederum waren die Kosten für die Ausstellung, die damit gedeckt gewesen wären. Am Schluss kamen dann nur rund 700.000 Besucher und der Stadtkasse blieb ein Minus von rund 2 Millionen Euro.
Ich selber war zweimal in der Ausstellung und habe mich dort eigentlich immer wohlgefühlt. Ja, man musste viel laufen. Hingegen gab es auch viel zu den unterschiedlichsten Themen zu sehen. Auch an Blumen entlang der Wege und in der Ausstellungshalle mangelte es mir persönlich nicht. Regelrecht unverschämt fand ich hingegen die Preise für Lebensmittel! Eine kleine Flasche Cola (0,33 Liter) kostete sagenhafte 3,35 Euro + Pfand. Auch das Essen war alles andere als günstig. Für Familien mit mehreren Kindern eher unattraktiv und unerschwinglich.
Sehr schade fand ich die Tatsache, dass zur Eröffnung – und auch viele Wochen danach – noch nicht alles fertiggestellt war. Der ehemalige Flughafentower, der zum Beispiel zu einem neuen Treffpunkt mit Stadtteilbücherei und Aussichtsplattform umgebaut wurde, ist erst Anfang Juli fertiggestellt worden – also gut zehn Wochen nach der Eröffnung. Auch beim „Cube“ am Hublandplatz 1 sollte sich die Eröffnung bis fast Mitte Mai hinziehen. Der „Cube“ selber ist eine Einrichtung des Zentrums für digitale Innovation der Uni Würzburg – also kein Bestandteil der Landesgartenschau an und für sich.
Schade finde ich auch, dass viele der Kritiker offensichtlich das hinter der Ausstellung stehende Gesamtkonzept nicht gesehen haben. Wie schon zuvor beschrieben, war die LGS in Würzburg nie als reine „Blümchenschau“ konzipiert gewesen. Hier ging es von Anfang an in erster Linie um die Verwertung des freigewordenen Kasernen-Areals und um das Entstehen eines neuen Stadtteils. Die Landesgartenschau war sozusagen nur ein „Zwischenschritt“ auf dem Weg zum neuen Stadtteil Hubland.
Gelände ist für die Öffentlichkeit zugänglich
Am 1. Februar 2019 ist das Gelände der Öffentlichkeit übergeben worden. Oberbürgermeister Christian Schuchardt öffnete die ersten Tore um 12 Uhr am Ende der Magdalena-Schoch-Straße. Von dort ging es in Richtung Cube, wo weitere Tore geöffnet wurden. Im Anschluss ging es in den Tower, von dem das Gelände in Augenschein genommen werden konnte.4)Informationen aus einer Pressemitteilung der Stadt Würzburg vom 31.01.2019
Der neue Stadtteil Hubland entsteht
Die Entwicklung des Geländes zum neuen Stadtteil Hubland schreitet immer weiter voran. Seit dem Ende der Landesgartenschau im Oktober 2018 sind viele neue Gebäude errichtet worden, die Spielplätze sind für die öffentlich zugänglich und Geschäfte wie Supermärkte, eine Eisdiele und die neue Stadtteilbücherei haben sich angesiedelt und werden von den Würzburgern gut angenommen.
Für meinen Podcast „Würzburg und die Welt“ war ich im August 2019 für einen „akustischen Spaziergang“ auf dem Gelände unterwegs und erinnere mich mit meinem Gesprächspartner an die Landesgartenschau und wie es früher hier war.
Quellenangaben