Der Bau der Würzburger Residenz wurde unter Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn 1720 begonnen, der bereits vier Jahre später starb, ohne die Bauvollendung je erlebt, geschweige denn diese Residenz bewohnt zu haben. Den Auftrag erhielt der damals 33-jährige Balthasar Neumann, der ihn 1744 unter dem Bruder des ersten Bauherrn, Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn, als Rohbau vollendete.
An der Innenausstattung mit Fresken und Stuckaturen beteiligten sich unter anderem Giovanni Battista Tiepolo 1752 (Treppenhaus mit dem größten zusammenhängenden Deckenfresko der Welt, Kaisersaal, Hofkirche), Antonio Giuseppe Bossi 1749 und Johannes Zick 1750 (Gartensaal).
Die Dekorations- und Innenausstattung hat drei Phasen und beginnt noch unter Friedrich Carl. Unter dessen Nachfolger Carl Philipp von Greiffenclau werden die berühmten Malereien vollendet. Mit dem Tod Greiffenclaus als Auftraggeber gilt die Epoche des Würzburger Rokoko als beendet. Die weitere Ausstattung unter Adam Friedrich von Seinsheim erfolgt im wesentlich kargeren Stil des Louis-Seize. Die Ausstattung der sogenannten Ingelheimzimmer ab 1776 im Stil des Früh-Klassizismus beschließen als letzte Baumaßnahme eine fast 60-jährige ununterbrochene Bauzeit.
Der Bau ist in sich vollkommen geschlossen und erfolgte – was für so ein großes Schloss ausgesprochen selten ist – nach einem einheitlichen Plan. Dass die heutige Anlage derart geschlossen wirkt, ist auf die synthetische Kraft und das Genie von Balthasar Neumann zurückzuführen. Ihm oblag es, die Entwürfe der Baumeister Maximilian von Welsch, Robert de Cotte, Gabriel Germain Boffrand, Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn und Johann Lucas von Hildebrandt zu einer Synthese zu führen.
Vor allem letztere beide haben den Entwurfsprozess maßgeblich beeinflusst. Hildebrandt prägte die charakteristischen Mittelrisalite von Garten- und Hoffassade, während Boffrand die Nebenflügel der Stadtfassade inspirierte. Dass dem Bau trotzdem nichts eklektizistisches anhaftet, kann als eine der bedeutendsten künstlerischen Leistungen von Balthasar Neumann angesehen werden.
Würzburger Sage:
Der Pflasterer auf dem Hofplatze
Auf dem Hofplatze vor der Residenz zu Würzburg, der einen Flächeninhalt von 209,811 Quadratschuh hat, hören oft die Schildwachen Nachts ein starkes Klopfen, gerade, als ob gepflastert würde.
Alte Leute erzählen, als der Hofplatz gepflastert worden, sei die Arbeit an mehrere Pflasterer gegeben worden. Einer von diesen sei nun öfters Nachts hingeschlichen und habe das Pflaster der Andern wieder aufgerissen, damit er am Meisten verdiene.
Deßhalb sei er von jenen verwünscht worden, müsse als Geist umgehen, und sei an die Pflasterarbeit gebannt. Früher soll er manchmal von goldenen Sonntagskindern gesehen worden sein.1)Geschichte entnommen aus: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 238.
Die Hofkirche der Residenz
Nachdem sich Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn von Balthasar Neumann davon überzeugen ließ, die Hofkirche im südwestlichen Ecktrakt der Residenz einzurichten, traten die Planungen in eine entscheidende Phase. Neumann, dem das Projekt übertragen wurde, hatte das Problem, die einheitliche Außenerscheinung der Residenz zu bewahren und die Einteilung der Fassade mit ihren Fenstern und Stockwerken zu berücksichtigen. Neumann versuchte sich damit zu helfen, dass er den Raum mit Säulen gliederte, die sowohl die Längen als auch die Höhen der fensterreichen Außenmauer berücksichtigten.
Im Eingangsbereich wie im Chor tragen diese Säulen Emporen und bilden Kolonnaden, wodurch die schmale Länge des Raumes entscheidend aufgelockert wird. Obwohl sich der Grundriss mit seinen drei aneinanderfolgenden Ovalrotunden an den Raumkuppeln ablesen lässt, ist er bei der Gestaltung des Raumes kaum mehr wahrzunehmen.
Die beiden Seitenaltäre malte Tiepolo während seines Aufenthaltes in Würzburg: Auf dem rechten Altarbild ist die Himmelfahrt Mariens dargestellt, links der Sturz des Engels Luzifer. Flankiert werden diese Ölgemälde von Marmorskulpturen Johann Wolfgang van der Auweras: Bei Maria stehen Kaiserin Kunigunde und Kaiser Heinrich II., bei Luzifer der Erzengel Gabriel sowie der Schutzengel Raphael.
Auch der vordere Hauptaltar wird begleitet von zwei Marmorskulpturen Auweras, den Heiligen Kilian und Burkard. Dahinter schließt eine Arbeit Antonio Bossis den Raum ab: Maria Magdalena und ein Putto beweinen Christus am Kreuz. Der Blick nach oben zeigt weitere Stuckfiguren Bossis, die jedoch für die Ansicht aus der oberen Etage bestimmt sind. Über dem Ölgemälde mit dem Sturz Luzifers sitzen die Caritas (mit Kindern) und die Prudentia (mit Buch), ihnen gegenüber die Spes (mit Anker) und die Fides (mit Monstranz).
Sie beziehen sich alle auf den oberen Altar, den der Fürstbischof direkt aus seiner Wohnung erreichen konnte: Hier steht Maria auf der Weltkugel, die Schlange zertretend, vor blauem Sternenhimmel – ebenfalls ein Werk aus Stuck von Bossi. Bemerkenswert ist die frühklassizistische Kanzel von Materno Bossi, einem Neffen des Antonio. Vier Köpfe mit typischen Kopfbedeckungen stellen die vier Kontinente dar, zu denen das hier verkündete Wort Gottes reichen soll.
Tiepolos Deckenfresko
Die gewaltige Anlage von Zufahrt und Treppe wird überwölbt von dem größten zusammenhängenden Deckenfresko der Welt, gemalt 1752-1753 von Giovanni Battista Tiepolo, dem berühmtesten Freskenmaler seiner Zeit. Thema: Herrschaft über die Erde – die vier Kontinente.
Übrigens hängt eine Ölskizze für den Fürstbischof vom April 1752 heute im Metropolitan Museum, New York. Die Wände sind zurückhaltend weiß in frühklassizistischen Formen stuckiert. So wirkt dieser Raum nicht überladen, und das Deckenfresko kommt bestmöglich zur Geltung.
Interessant sind übrigens die kleinen Details, die man fast nur sieht, wenn man davon weiß. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich mal die Füße der gemalten Elefanten ansehen. Diese sehen nämlich nicht wie Elefantenfüße aus, so wie wir sie heute kennen. Hierbei handelt es sich aber nicht um einen Fehler! Zur damaligen Zeit (1752-1753) wusste selbst der Künstler nicht, wie so ein Elefant richtig aussieht, und hat sein Werk nach „eigenem Ermessen“ vollbracht.
Der Hofgarten der Residenz
Die Anlage des Gartens war – wie auch der Residenzbau selbst – durch die bestehende barocke Stadtmauer begrenzt. Bereits Balthasar Neumann hatte die Idee, diese Bastion mit in die Gartengestaltung einzubeziehen und bis heute lädt sie zum Spazieren mit wunderbarem Blick über Garten, Schloss und Teile der Stadt ein. Zu dieser hohen Befestigungsmauer führen symmetrisch zwei rahmende Rampen- und Treppenanlagen hinauf, wobei auf halber Höhe eine Terrasse eingefügt wurde.
Dieser Ostgarten ist auf den Ausgang aus dem Gartensaal im Mittelbau der Residenz angelegt; von hier ausgehend erläuterte ehemals der Hausherr seine Pflanzen- und Skulpturen-Schätze. Heute blühen hier hunderte von alten Rosensorten, früher waren es beschnittene Obstbäume. Geblieben sind die anschließenden Laubengänge, welche einmalig aus Kornelkirschen und Lärchen geformt sind und zwischen denen sich 12 der berühmten Putten von Johann Peter Wagner tummeln. Von ihm stammen auch die zahlreichen Kanapees, Vasen, Pflanzschalen sowie weitere Putten, Savoyardenknaben und Figuren auf den Treppen und der Bastion.
Südlich der Residenz schließt sich ein flacher rechteckiger Garten an, der von der Orangerie abgeschlossen wird. Diesen hatte der Fürstbischof aus seiner Wohnung – zu der unter anderem der Toscanasaal gehörte – im Blick. Hier schmücken große Figurengruppen Wagners die Rasenflächen, sorgen Faune, Pane und Allegorien der Jahreszeiten unter mächtigen Eibenbäumen in Kegelform für Überraschungen.
Hinter der Orangerie wurde der ehemalige Küchengarten rekonstruiert, in dem wieder alte Apfel- und Birnensorten sowie Beerensorten wachsen, wobei die Beete von niedrigen Kräuter- und Lavendelhecken eingerahmt sind. Es gibt noch einen Englischen Garten, dessen gewundene Wege durch vielfältige Flora führt. Weitere Eingänge zu diesem Hofgarten, zum Beispiel neben der Hofkirche oder am Rennweg, zieren kunstvoll mit Blüten geschmiedete Gitter des Tirolers Johann Georg Oegg, des Königs der Schmiede aus der Zeit des Rokoko.
Würzburger Sage
„Das graslose Plätzchen im Hofgarten“
Auf der nordöstlichen Seite des Würzburger Hofgartens ist ein von Kastanienbäumen umgebenes Plätzchen, auf dem kein Gras wächst. Dort soll der Sage zufolge ein Kriegsmann seine Geliebte aus Eifersucht erstochen haben. Den Geist der Ermordeten wollen alte Leute mit fliegenden Haaren und blutiger Brust bei nächtlicher Stille klagend umwandeln gesehen haben. 2)Geschichte entnommen aus: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 269-270.
Bilder aus dem Hofgarten
Besonders schön anzusehen ist der Hofgarten natürlich im Winter. Wenn die Wasserspiele der verschiedenen Brunnen nach einigen kalten Tagen eingefroren und die vielen Putten und anderen Figuren mit einer Puderzuckerschicht aus Schnee bedeckt sind, ist es richtig „romantisch“. Die folgenden Bilder aus dem Winter entstanden im Januar 2010. Das Sturmtief „Daisy“ war auch an Würzburg nicht ganz spurlos vorbei gezogen. Zwar nicht als Sturm, dafür aber mit – für Würzburger Verhältnisse – viel Schnee.
Die Residenz nach dem 2. Weltkrieg
Nach der Einnahme der Stadt durch amerikanische Truppen am 5. April 1945 ging alles sehr schnell: Der amerikanische Kunstschutzoffizier, John D. Skilton, sorgte für eine sofortige provisorische Abdeckung mit Zeltplanen und für ein Notdach, das bereits ein halbes Jahr nach der Zerstörung die erhaltenen Gewölbe wieder überdeckte. So konnten die Fresken von Tiepolo in Treppenhaus und Kaisersaal sowie die Stuckdekoration von Bossi im Weißen Saal gerettet werden.
Die dortigen Beschädigungen durch Regenwasser und allgemeine Verstaubung wurden in aufwendigen Restaurierungsarbeiten bis Herbst 2006 behoben. So sind sowohl das Fresko als auch die Wände des Treppenhauses nach dreijähriger Restaurierung wieder in frischem Glanz zu sehen. Die wertvolle bewegliche Ausstattung war aus allen Räumen rechtzeitig ausgelagert worden. Lüster, Wandteppiche, Ölgemälde, Spiegel, Holzvertäfelungen, Tische, Stühle, Bänke und mehr waren beim Angriff in Sicherheit und konnten gerettet werden.
Drei Würzburger Firmen rekonstruierten die zerstörten Prunkräume der südlichen und nördlichen Seitenflügel, die unter anderem als Gästezimmer für Kaiserin und Kaiser bestimmt waren, sowie die Ingelheim-Zimmer, um die erhaltene reiche Ausstattung wieder einzurichten. Die endgültige Wiederherstellung konnte erst 1987 mit der Vollendung des Spiegelkabinetts abgeschlossen werden.
Hier war die wandfeste Raumausstattung beim Angriff zerstört worden und musste wiederhergestellt werden. Die ursprünglich verwendete Technik der Arbeit hinter Glas (Verspiegelung, Aufdampfen und Ziselieren von Gold, Hinterglasmalerei) konnte rekonstruiert werden und forderte höchsten Einsatz der Würzburger Künstler, allen voran Wolfgang Lenz (er eignete sich diese Arbeitstechnik extra an).
Auch das Steingewölbe der Hofkirche überstand den Angriff, litt aber schwer unter Feuer und Nässe. So sind die Fresken von Johann Rudolf Byss stark beeinträchtigt worden. Über der Eingangsempore malte er den Engelsturz, über der Mitte die Himmelfahrt Mariens, über dem Altarraum das Martyrium der Frankenapostel. Die Hofkirche war bis Mitte 2012 wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen und erstrahlt seit der Wiedereröffnung in vollem Glanz. 3)Die Texte auf dieser Seite stammen zum Großteil aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.
Winterspaziergang durch den Hofgarten der Residenz
Die Residenz bei Google-Maps & Co
- Link zu Google-Maps mit hochauflösenden Luftbildern
- Vogelperspektive bei Bing-Maps
- Tipp: wenn Du Google-Earth verwendest, findest Du dort sehr interessante und gut gemachte 3D-Modelle der Residenz. Anschauen lohnt sich!
Weiterführende Links
- Offizielle Webseite
- Seite über die Restaurierung der Hofkirche
- 360º Panorama aus dem Hofgarten
- Informationen über die Landesausstellung „Wiederaufbau und Wirtschaftswunder“ (2009 in der Residenz)
- Artikel bei Wikipedia.de
Quellenangaben