Die Stadt Würzburg besitzt mit seinem großzügigen Ringpark, der sich um die Innenstadt schlängelt, eine der schönsten Ringparkanlagen Deutschlands. Zu verdanken haben wir unsere „grüne Lunge“ dem schwedischen Gartenbauingenieur Jöns Person Lindahl.
Nachdem er zuerst am Schloss zu Philipsruhe bei Hanau tätig war, kam er am 2. August 1880 als Stadtgärtner nach Würzburg. Seine Aufgabe war, die Festungswerke und den Glacisbereich, die bislang als militärischer Bezirk nicht bebaut werden durften, in einen Gesamtpark umzuformen.
Die ersten Planungen für den Pleicher-, Hauger- und Rennweger Bereich zeigten bereits den hochklassigen Gartenkünstler. Seine Konzeption sah unter Verwendung des alten Baumbestandes eine Anlage vor, die den Bürgern stadtnah Ruhe und Erholung vermitteln sollte. Dicht schattige Laubgänge sollten mit grünen Wiesen wechseln, unterbrochen von einzelnen monumentalen Bäumen oder Gruppen schön blühender Zierbäume und Sträucher.
Felspartien und kleine Wasserfälle, Statuen und Teiche mit plätschernden Springbrunnen sollten reizvolle Anblicke bieten. Insgesamt erstrebte Lindahl eine Parklandschaft mit einem abwechslungsreichen und stimmungsvollen Bild. Auf der internationalen Gartenbauausstellung zu St. Petersburg wurde Lindahl hierfür 1884 mit Silbermedaille und Diplom ausgezeichnet.
Wie der Würzburger Ringpark entstand
Als erstes ließ Lindahl das Rennweger Glacis umgestalten. Mit der Auflage, keinesfalls Charakter und Stil der Glacisanlage aufzuheben, war seine Konzeption von vorneherein eng begrenzt. Von einigen Gemeindebevollmächtigten wurde ihm rasch vorgeworfen, er schlage alte Bäume aus den Anlagen und beseitige zu viel Buschwerk.
Als Lindahl im Winter 1883 / 1884 die Umgestaltung des Glacis vor dem Bahnhof in Angriff nahm, traten bei der Terraingestaltung infolge schwer abzutragender Felsschichten unerwartete Schwierigkeiten auf. Es mussten zusätzliche Mittel beantragt werden. Obwohl diese nur teilweise bewilligt wurden, ließ Lindahl weiter arbeiten.
In der Stadt kursierte der Spruch, erneut sei „der Schwede in Würzburg eingefallen“ und hause hier wie zur Zeit des Schwedenkrieges! Bürgermeister Georg von Zürn, der seinen Gartenarchitekten bislang gegen alle Angriffe geschützt hatte, erlag im Mai 1884 überraschend einem Herzinfarkt.
Die Parkgestaltung verstand Lindahl als Kunstwerk – er war daher nicht zu Kompromissen bereit, auch wenn die Finanzplanung Sorgen bereitete. Als er vor dem Sanderviertel einen See, der mit Mainwasser gespeist werden sollte, anlegen ließ, kritisierte die Presse, dass es ein Unding sei, neben einem Fluss für teures Geld einen künstlichen See zu schaffen. Hierauf distanzierte sich der neue Bürgermeister Johann Georg Steidle von seinem Stadtgärtner.
Selbstmord an der Ottostraße
Eine Kommission sollte künftig Lindahls Ausgaben überprüfen. Dieser Affront führte bei Lindahl zu einem Nervenzusammenbruch.
Während einer Kur in Sommerberg ließ der Magistrat den ausgehobenen Weiher wieder zuschütten, mit Rasen bepflanzen, die aufgeworfenen Hügel verkleinern und als Spielplätze herrichten. Nach seiner Rückkehr war Lindahl über diese Eingriffe entsetzt, er klagte über Kopfschmerzen und Schwindelanfälle.
Am 22. November 1887 erschoss er sich in den Glacisanlagen an der Ottostraße. Das unvollendete Werk schloss sein Nachfolger, Stadtgärtner Engelbert Sturm, bis 1891 ab.
Ein Freundeskreis veranlasste, dass zu Ehren Lindahls in seiner Wirkungsstätte nahe der neuen Universität ein Gedenkstein errichtet wurde. Später ließ der Würzburger Stadtrat eine Straße nach ihm benennen. 1982 wurden seine sterblichen Überreste in das städtische Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof umgebettet.
Bis heute verdankt die Stadt Würzburg diesem hochverdienten Gartenarchitekten eine Grünanlage, die zu den eindrucksvollsten Ringparks Deutschlands zählt. 1)Webseite der Stadt Würzburg. Textautor: Ulrich Wagner
Ringpark historisch
Bei den folgenden Bildern handelt es sich um sehr alte Postkarten, die das Lindahl-Denkmal und auch im weitesten Sinne den Würzburger Ringpark zeigen. Vielen Dank für diese Bilder an den Sammler Willi Dürrnagel!
Klein Nizza im Ringpark
Klein-Nizza (auch Klein-Nizza-Anlage) ist die Bezeichnung eines Teilabschnittes des Ringparks, der zwischen der ehemaligen Wallmauer auf Höhe des Hofgartens und Friedrich-Ebert-Rings verläuft. Er erstreckt sich von der Ottostraße im Süden bis zum Rennweg im Norden und zeichnet sich durch seine abwechslungsreiche Gestaltung mit einer Teich- und Blumenlandschaft aus. Angelegt wurde die Gartenanlage von Engelbert Sturm zwischen 1894 und 1900.
Seit den 1960er Jahren waren die Vogelvolieren ein fester Bestandteil des Klein-Nizza. Die Vögel wurden vom Farbenkanarienverein Würzburg e.V. eingesetzt und gepflegt. Bei den Würzburgern und vor allem den Kindern war die Anlage sehr beliebt. Persönlich kann ich mich zum Beispiel sehr gut an einen sprechenden Beo erinnern. Leider fand der Farbenkanarienverein trotz großer Bemühungen keine ehrenamtlichen Betreuer mehr, die eine Pflege der Vögel vor Ort täglich und zuverlässig während des gesamten Jahres gewährleisten konnten.
Das Gartenamt und der Farbenkanarienverein einigten sich schließlich darauf, die Volieren im Klein-Nizza abzubauen. Zunächst wurden die oberirdischen Bauteile durch den Verein abmontiert. Die Betonfundamente wurden bei den späteren Sanierungsarbeiten der Teichanlage entfernt. 2)Mit Informationen aus dem Artikel „Klein Nizza“ im Würzburgwiki – abgerufen am 17.01.2020
Bilder aus dem Würzburger Ringpark
Der Würzburger Ringpark ist eigentlich genau genommen zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert! Sei es im Winter auf verschneiten Wegen (wenn es denn mal schneit), im Frühling, wenn vor allem Klein-Nizza in voller Pracht blüht, im Sommer als Schattenspender, oder aber natürlich im Herbst, wenn sich das Laub der Bäume in prächtigen Farben auf Wiesen und Wegen niederlässt.
Ich persönlich mag den Frühling und vor allem den Herbst im Park sehr gerne. Entsprechend sind die folgenden Bilder im Oktober 2011 und 2013 im „Altweibersommer“ entstanden.
Naturschutz für den Würzburger Ringpark?
Wenn es nach einigen Mitgliedern des Würzburger Stadtrates geht, dann soll der Ringpark in Zukunft unter Naturschutz gestellt werden. Der Stadtrat hat das Verfahren dazu im Oktober 2008 auf den Weg gebracht. Dies geschah begleitet von einer Grundsatzdebatte über die Bedeutung des 3,3 Kilometer langen Grüngürtels um die Innenstadt.
Dass Würzburg seine 27 Hektar große „grüne Lunge“ benötigt, daran lies niemand Zweifel aufkommen. Auch nicht der SPD-Fraktionschef im Würzburger Stadtrat, Hans-Werner Loew. Loew, der auch Aufsichtsratsvorsitzender bei der Würzburger Straßenbahn GmbH ist, hält Probleme bei der Trassenführung für die neue Straba-Linie 6 für möglich.
Klar ist nämlich, dass die Straßenbahn in Zukunft irgendwo den Ringpark durchqueren muss. 3)Main-Post Artikel vom 24. Oktober 2008
Das Sonntagsvideo
Für meine Videoreihe „Das Sonntagsvideo“ habe ich im Mai 2020 einen ausführlichen Film über den Ringpark und seine Geschichte produziert.
Der Ringpark bei Google-Maps mit Fotos
Wenn Sie in dieser Google-Map die Bildsymbole anklicken, erhalten Sie Fotos von der entsprechenden Stelle im Park.
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Mehr InformationenSie können diese Map auch bequem bei Google-Earth anzeigen. Einfach die KML-Datei über den Link downloaden und mit Google-Earth öffnen.
Weitere Landschaftsparks und Parkwälder in Würzburg
Mit dem oben gezeigten Ringpark verfügt Würzburg über eine der wenigen noch gut erhaltenen Ringparkanlagen Deutschlands. Neben diesem „Natur-Juwel“ gibt es aber noch weitere sehenswerte Grünanlagen. 4)Informationen aus dem Faltblatt „Grünanlagen, Parks und Gärten, Forstwirtschaft“, das vom Gartenamt der Stadt Würzburg zur Mainfranken-Messe 2015 herausgegeben wurde.
Quellenangaben