Würzburger Fußgängerzonen
Würzburger Fußgängerzonen

Würzburger Fußgängerzonen

Jeder kennt sie, die meisten benutzen sie, oftmals sogar täglich. Aber wann sind die ersten Fußgängerzonen entstanden und was war der Anlass dafür? Auf dieser Seite geht es um Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Fußgängerzonen im Allgemeinen, und im Speziellen natürlich um unsere Würzburger Fußgängerzonen.

Die Geschichte der Fußgängerzonen

Offizielles Schild der Fußgängerzonen in Deutschland. (Grafik: wikipedia.de)
Offizielles Schild der Fußgängerzonen in Deutschland. (Grafik: wikipedia.de)

Planung und Einrichtung der ersten Fußgängerzonen begannen in den 1950er Jahren in Europa. Zuvor wurden an verschiedenen Orten autofreie Zonen bzw. autofreie Straßen eingerichtet, so etwa in den Vereinigten Staaten auf der Mackinac Island oder in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires. Ein Vorläufer der Fußgängerzonen in Deutschland, genauer eine „fahrverkehrsfreie Einkaufsstraße“, wurde bereits vor dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1927 in der Limbecker Straße in Essen angelegt.

In Deutschland wurde am 9. November 1953 als offizielle erste Fußgängerzone des Landes die Treppenstraße in Kassel eröffnet. Sie ging aus einem Wiederaufbauwettbewerb von 1947 hervor, da die Innenstadt von Kassel von den Bombenabwürfen schwer beschädigt wurde.

Kiel folgte mit der Holstenstraße am 12. Dezember 1953. Entsprechende Planungen gab es hier zwar bereits seit 1950 / 1951, doch die Freigabe erfolgte erst zwei Jahre später. Auch Stuttgart eröffnete noch Ende 1953 eine Fußgängerzone.

Mit der Bebauung des kriegszerstörten Nordabschnitts des Breiten Wegs (damals Karl-Marx-Straße) in der ersten Hälfte der 1960er Jahre entstand in Magdeburg die erste Fußgängerzone in der DDR. 1)Material aus dem Wikipedia-Artikel „Fußgängerzone

Erweiterung der Fußgängerzone in Würzburg

Die vorerst wohl letzte große Erweiterung der Fußgängerzone in Würzburg war ab Anfang 2012 in Planung und Bau. Die Eichhornstraße wurde demnach zur Fußgängerzone umgebaut – inklusive der Herzogen-, Wilhelm- und Herrnstraße sowie der nördlichen Martinstraße. Zusätzlich ist dieehemalige Einfahrt zur Tiefgarage am Marktplatz von der Eichhorn- in die Martinstraße verlegt worden.

Mit den folgenden Bildern möchte ich einen vorher-nachher-Vergleich anstellen und die Erweiterung bis zur Fertigstellung dokumentieren. Als Zeitpunkt für die Aufnahmen vor den Umbaumaßnahmen hatte ich mir bewusst einen Sonntagmorgen ausgesucht, um das Straßenbild ohne viele Menschen und Verkehr besser zeigen zu können.

700 Jahre alter Brunnen bei Ausgrabungen entdeckt

Anfang Mai 2014 begannen die Umbauarbeiten für die Fußgängerzone in der Eichhornstraße. Was bisher wohl niemand ahnte: Jahrzehntelang liefen und fuhren wir an dieser Stelle über einen Brunnen aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Dieser wurde bei Grabungsarbeiten unter dem Asphalt entdeckt. Auch einige Fundamente ehemaliger Häuser, die ursprünglich wohl bis in die Mitte der Straße reichten, wurden freigelegt.

Ein Team von Archäologen hatte die Fundstelle in den nächsten Tagen kartographiert. Im Anschluss wurde der Brunnen in ein Betonbett gegossen auf dem der Schriftzug „Brunnen“ mit dem Finger in den flüssigen Beton gezogen wurde. Danach wurde alles zugeschüttet und planiert.

Doch warum das Ganze? Den Brunnen hätte man doch nahezu perfekt präsentieren und in das Konzept für die neue Fußgängerzone mit aufnehmen können. Vorstellbar wäre z.B. eine dicke Glasscheibe gewesen, durch die man später die Ausgrabungen hätte sehen können. Eine unterirdische Beleuchtung bei Nacht hätte einen zusätzlichen Blickfang geschaffen und wäre technisch sicherlich ebenfalls leicht zu bewerkstelligen gewesen.

Würzburg ist über 1.300 Jahre alt und hat dieses Jubiläum im Jahre 2004 gebührend gefeiert. Doch wo sieht man schon in der Stadt Dinge, die wirklich daran erinnern und die wirklich „alt“ sind? Wo kann man schon mal Fundamente eines 700 Jahre alten Brunnens sehen? Sicherlich: es gibt die Alte Mainbrücke und die Festung Marienberg, die Residenz und sehr viele schöne Kirchen (Würzburg ist landläufig als die Stadt mit den meisten Kirchen in Deutschland bekannt).

Warum nicht also diese Chance nutzen und etwas „besonderes“ präsentieren? Auch die Frage der Finanzierung wäre sicherlich umsetzbar gewesen. Warum nicht zum Beispiel einen glänzenden Messingring um die Glasscheibe anlegen? Auf diesem könnten mögliche Sponsoren genannt werden. Möglich wäre Vieles gewesen- man muss nur Ideen und den Willen haben.

Bevor der Brunnen einbetoniert wurde, hatte ich die Bilder mit dem Text auf meiner Seite bei Facebook gezeigt. Auf diesem Weg ist der Artikel mit Bildern und der Idee anscheinend auch im Rathaus angekommen. Facebook-Nutzerin Tanja hatte meine Bilder und den Text direkt an den Oberbürgermeister Christian Schuchardt geschickt, der auch prompt folgendes antwortete:

Hallo, wir sind am Thema dran. Den Wunsch, dass man etwas Sichtbares bewahrt, habe ich auch von mir aus in die Verwaltung gegeben. Bin gespannt. Mit bestem Gruß.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt

Nachdem das Thema nach einigen Wochen aus der Öffentlichkeit verschwunden war, wollte ich wissen, was aus den Worten des Oberbürgermeisters geworden ist und ob „die Verwaltung“ wirklich etwas unternimmt. Ich schrieb Christian Schuchardt also per Facebook an und bat um Informationen dazu. Leider hat er mir auf meine Anfrage nicht geantwortet (obwohl mir bei Facebook angezeigt wurde, dass er die Nachricht gesehen hatte).

Passiert ist in der Zwischenzeit in der Tat etwas. Der entsprechende Abschnitt der Fußgängerzone ist längst fertiggestellt, und ein sog. QR-Code ist an der Stelle des Brunnens im Pflaster eingearbeitet worden. Wer diesen mit seinem Handy scannt, landet auf einer speziellen Webseite der Stadt Würzburg. Darin befinden sich dann Informationen zum Brunnen und Bilder der Ausgrabungsstätte. Die Lösung ist zwar für meinen Geschmack optisch natürlich nicht so schön wie mein Vorschlag. Dafür ist diese Idee aber doch ziemlich modern und mal etwas anderes – das gibt es so in Würzburg auch noch nicht.

Immer mehr Ausgrabungen

Die Arbeiten für die Erweiterung der Würzburger Fußgängerzonen rund um die Eichhornstraße gestalteten sich allgemein wohl auch einigermaßen schwierig. So war damals zumindest mein Eindruck, wenn ich fast täglich durch den Baustellendschungel in diesem Bereich hindurch kam.

Denn je weiter die Straße aufgerissen wurde, umso mehr altes Gemäuer kam zutage. Dieses kann und darf aber nicht einfach abgerissen oder zugeschüttet werden, sondern muss – zeit- und kostenaufwändig – von einem Team aus Archäologen kartographiert werden. Würzburg ist eben eine wirklich alte Stadt und hält an vielen Stellen Schätze unter der Erde bereit.

Modernisierung der Kaiserstraße

Schon seit bald 20 Jahren überlegt man in der Stadt Würzburg, wie die Kaiserstraße künftig einmal aussehen soll. Die dazu nötigen Umbaumaßnahmen hätten bereits Ende 2013 angefangen haben sollen, daraus wurde aber nichts. Nun scheint es aber tatsächlich loszugehen – im Sommer 2014 soll der sprichwörtliche Startschuss fallen. Die ersten Grabungsarbeiten haben Anfang April vor dem Woolworth-Kaufhaus begonnen. Bereits 2008 ist das Würzburger Architekturbüro „Kaiser + Juritza“ ausgewählt worden, um den Umbau zu planen.

Das komplette Projekt wird rund zwei Millionen Euro kosten. Den größten Anteil von 1.000.000 Euro müssen die Anwohner berappen, 400.000 Euro zahlt die Stadt selber und 600.000 Euro kommen aus Fördermitteln. Die Stadt Würzburg hatte dazu im Dezember 2012 den Bewilligungsantrag zur Förderung der Umgestaltungsmaßnahmen in der Kaiserstraße bei der Regierung von Unterfranken eingereicht. Die Stadt erhoffte sich durch den Antrag Fördermittel und bekam sie auch.

Was wird gemacht?

Zu den Umbaumaßnahmen gehören unter anderem eine neue Straßenbeleuchtung wie auch neue Straßenbeläge und Sitzgelegenheiten, sowie ein barrierefreier Ausbau mit einem taktilen Leitsystem für Menschen mit Sehbehinderung vom Röntgenring zur Juliuspromenade. Zusätzlich werden die Anlieferspur für Fahrzeuge und die Bürgersteige verschwinden – es gibt also eine durchgehend ebene Fläche.

Straßenbahnhaltestelle Kaiserstraße?

Auch interessant: Die von den Geschäftsleuten ersehnte Straba-Haltestelle war eigentlich in den Bauplänen vorgesehen. Diese sollte vom Barbarossaplatz aus 45 Meter in die Kaiserstraße reichen. 2)Umbau Kaiserstraße – Straba-Haltestelle kommt – Kaisergärtchen bleibt → Main Post vom 27.02.2013, abgerufen am 06.01.2014 Nun steht aber fest, dass die Haltestelle wohl doch nicht gebaut wird. Grund für die Entscheidung der Stadt ist, dass inzwischen nicht mehr sicher ist, ob und wann die Straßenbahnlinie 6 zum Hubland überhaupt kommt. Die Haltestelle kann aber in Zukunft – falls dann benötigt – nachträglich gebaut werden. 3)Umbau der Kaiserstraße soll im Sommer beginnen → Main Post vom 08.04.2014, abgerufen am 09.04.2014

Warum überhaupt eine Straßenbahnhaltestelle in der Kaiserstraße?

Die Erklärung dafür warum die Geschäftsleute gerne eine eigene Straba-Haltstelle in der Kaiserstraße hätten, liegt sozusagen ein paar Jahre zurück. Denn bevor die Juliuspromenade zur heutigen großen Umsteigehaltestelle für Busse und Straßenbahnen umgestaltet wurde, gab es immer eine Straßenbahnhaltestelle in der Kaiserstraße. Diese befand sich direkt vor dem Kupsch-Markt. Die nächste Haltestelle war dann am Dominikanerplatz, ungefähr vor dem heutigen Drogeriemarkt Müller (in diesem Video von 1991 kann man ab Minute 7 gut erkennen, wie die Ecke am Dominikanerplatz damals aussah).

Als damals die beiden Haltestellen zugunsten der neuen Juliuspromenarde entfielen und ersetzt wurden, waren die Geschäftsleute wenig zufrieden damit. Denn gerade der Kupsch profitierte von den vielen wartenden und aussteigenden Fahrgästen an dieser Stelle. Mit dem Bau der neuen Straßenbahnlinie 6 zum Hubland wäre so eine Haltestelle aber wieder sinnvoll und nötig. Die Straßenbahn käme dann vom Hauptbahnhof durch die Kaiserstraße und würde nach links in die Theaterstraße abbiegen.

Die Umgestaltung der Kaiserstraße ist die erste Maßnahme in Würzburg, die in das Bund-Länder Städtebauförderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ aufgenommen wurde. Wichtigstes Ziel ist die Aufwertung der Kaiserstraße als bedeutende Einzelhandelslage und die städtebauliche und gestalterische Aufwertung dieser wichtigen Hauptfußgängerverbindung in die Stadt. 4)Förderantrag für Umgestaltung Kaiserstraße eingereicht → Pressemitteilung der Stadt Würzburg, 20.12.2012

Würzburger Fußgängerzonen bei Google-Maps

In der folgenden Google-Map sehen Sie die aktuelle und künftige Fußgängerzone relativ genau eingezeichnet. Blau ist der aktuelle Stand der Dinge. Rot ist der Bereich rund um die Eichhornstraße, der aktuell ausgebaut wird.

Aus heutiger Sicht – da wir die Fußgängerzone ja alle kennen und nutzen – ist es kaum noch vorstellbar, dass bis vor einigen Jahren noch jede Menge Autos ganz regulär über die Alte Mainbrücke (bis 1990, ab 1992 Fußgängerzone) und durch die Domstraße sowie über Juliuspromenade und Kaiserstraße fuhren.

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