Falkenhaus

Am Platz des heutigen Haus zum Falken, auch „Falkenhaus“ genannt, befand sich im Mittelalter der Hof zur Burgpfarre, also der Wohnsitz des Dompfarrers. 1406 vermietete der Pfarrer Valentin von der Kere das Anwesen mit der Auflage, das in schlechtem Zustand befindliche Gebäude zu renovieren und zu erhalten.

Das Falkenhaus am Würzburger Marktplatz mit Stadtbücherei und Tourist-Information.
Das Falkenhaus am Würzburger Marktplatz mit Stadtbücherei und Tourist-Information.

1612 erwarb der Gastwirt Kaspar Hort den Hof, doch bereits 1630 musste die Gastwirtswitwe Ursula Hortin die jetzt „Zum Falken“ genannte „Schankstatt“ verpfänden. Beim Falkenwirt Georg Keller, dessen Familie das Anwesen über 100 Jahre in Besitz hatte, stieg 1643, nach der Rückeroberung Würzburgs von den Schweden, auch der kaiserliche General Götz ab.

1735 ging das Haus in den Besitz des wohlhabenden Handelsmanns Franz Thomas Meißner über, der es nach und nach erneuern wollte. Meißners Witwe Barbara ließ 1751 die Fassade mit der prächtigen Rokoko-Stuckdekoration versehen.

Da ihr Haus nunmehr eußerlich zur Zierde der Stadt gebauet, innerlich aber zur Bewirtung hoher und vornehmer Herrschaften eingerichtet seye,

beantragte sie bei der fürstbischöflichen Kommission für das Stadtbauwesen anschließend eine Steuerbefreiung, die für die Dauer von acht Jahren gewährt wurde.

Im Jahr 1939 erwarb die Stadt Würzburg für 145.000 Reichsmark das Falkenhaus. Beim Luftangriff vom 16. März 1945 brannte das Gebäude völlig aus und Teile der Fassade stürzten ein. Der vom Stadtrat 1950 beschlossene Wiederaufbau nach alten Fotografien zog sich bis über die Mitte der 1950er Jahre hin.

Wiederaufbau des historischen Falkenhauses am Marktplatz nach dem 2. Weltkrieg. (Foto: Stadtarchiv Würzburg)
Wiederaufbau des historischen Falkenhauses am Marktplatz nach dem 2. Weltkrieg. (Foto: Stadtarchiv Würzburg)

Seit dem Jahr 1952 beherbergt das Falkenhaus die 1872 gegründete Stadtbücherei, die nach dem jüdischen Kommerzienrat Max Heim benannt ist. Max Heim hatte im Jahr 1905 der Stadt Würzburg 157.000 Goldmark zur Gründung und Erhaltung einer „Volkslesehalle“ gestiftet.

Heute befindet sich im Erdgeschoss neben der Stadtbücherei auch die Tourist-Information mit Kartenvorverkauf für Veranstaltungen und Führungen. Eine wahrhaft malerische Kulisse bildet das Ensemble von Falkenhaus und Marienkapelle bei zahlreichen Veranstaltungen wie Weindorf und Weihnachtsmarkt.

Die Stadtbücherei im Falkenhaus

Die Max-Heim-Bücherei im Falkenhaus der Stadt Würzburg existiert an dieser Stelle bereits seit dem Jahr 1952. Bei einer grundlegenden Sanierung zwischen den Jahren 1993 und 2000 ist das Gebäude von innen, technisch und optisch vollkommen überarbeitet und modernisiert worden.

Seit dem gibt es – neben dem beliebten und vielseitig genutzten Lesecafé – auch wintergartenähnliche und daher sehr lichtdurchflutete Räume, sowie einen Innenhof mit Brunnen und Sitzmöglichkeiten. Im Lesecafé finden regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen wie der „Literarische Frühling und Herbst“ statt, zu denen oftmals prominente Autoren eingeladen werden.

Die Räumlichkeiten der Stadtbücherei im Falkenhaus

Die hier gezeigten Bilder entstanden im Jahr 2012. Seit dem ist die Stadtbücherei im Eingangsbereich umgebaut worden. Dort gibt es nun die Möglichkeit, seine Bücher per Roboter automatisch verbuchen zu lassen. Auch die Rückgabe der Bücher erfolgt an dieser praktischen Maschine.

Mehrfach ausgezeichnet

Die Würzburger Stadtbücherei ist im Jahr 2003 vom Deutschen Bibliotheksverband als „Bibliothek des Jahres“ ausgezeichnet worden. Diverse weitere Auszeichnungen folgten in den darauf folgenden Jahren. Unter anderem war die Stadtbücherei im Jahr 2005 und 2006 Sieger im „nationalen Bibliotheksranking“ des Deutschen Bibliotheksindex. Die Kinder- und Jugendbücherei wurde in den Jahren 2007 und 2012 außerdem mit dem Gütesiegel „Partner der Schulen“ ausgezeichnet. In den Würzburger Stadtteilen Lengfeld, Heidingsfeld, Heuchelhof, Versbach und am Hubland gibt es zusätzlich kleinere Stadtteilbüchereien, deren ausleihbare Medien regelmäßig untereinander getauscht werden.

Das Besondere an unserer Bücherei ist sicherlich das sehr große Angebot. Rund 180.000 Medien wurden im Jahre 2011 rund 1,1 Millionen Mal ausgeliehen. Im Schnitt kamen pro Tag 2.196 Besucher ins Falkenhaus, um kostengünstig die verschiedensten Medien auszuleihen. Die Jahresgebühr für Würzburger beträgt z.B. nur 20,– Euro. Neben einer sehr gut sortierten Musikbücherei mit tausenden CDs und Noten gibt es inzwischen auch eine Videothek mit hunderten DVDs. Auch das Literaturprogramm ist nicht zu verachten! Auf zwei Etagen wird vom Hörbuch bis zum Klassiker alles geboten, was man sich nur vorstellen kann.

Dazu kommt die Möglichkeit, dass Besucher viele Aufgaben bereits online lösen können. Von der Vorbestellung über die Verlängerung und sogar Ausleihen von E-Books, E-Papers, E-Magazines im PDF-Format, bis zur SMS-Benachrichtigung über die Verfügbarkeit vorbestellter Medien ist alles möglich. Auch Musik und Videos können online über die virtuelle Stadtbücherei bezogen werden – selbst wenn man kein Würzburger ist! Seit Juni 2012 ist der Online-Bereich zusätzlich für mobile Endgeräte optimiert. 1)Die Texte zur Falkenhausgeschichte stammen zum Großteil von einer Schautafel am oberen Markt in Würzburg, sowie der freien Enzyklopädie Wikipedia. Daten und Fakten zur Stadtbücherei wurden der offiziellen Webseite der Stadtbücherei entnommen. Vielen Dank auch an Anja Flicker – die Leiterin der Stadtbücherei Würzburg – die sich mir spontan zu einem informativen Gespräch zur Verfügung gestellt hat.

Öffnungszeiten

  • Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr
  • Donnerstag 10 Uhr – 19 Uhr
  • Samstag 10 Uhr – 15 Uhr
  • Die Buchrückgabe kann Dank Automation und Einlasskontrolle mittels Ausweis, rund um die Uhr erfolgen.

Weiterführende Links

Quellenangaben[+]

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