Amerikaner in Würzburg
Amerikaner in Würzburg

Amerikaner in Würzburg

Nach 63 Jahren haben im Jahr 2008 die in Würzburg stationierten Amerikaner die Stadt verlassen. Über 10.000 Soldaten, Zivilangestellte und ihre Familien waren in Spitzenzeiten hier stationiert und lebten in Stadt und Umland. Beheimatet war hier für sehr viele Jahre unter anderem die „Big Red One“ – also die „1. Infanterie Division“. Die letzten Streitkräfte verließen Würzburg Ende September 2008. Bis zu diesem Termin war hier noch die 69. Flugabwehr Artillerie Brigade stationiert.

Colonel Anthony E. Haager überreicht dem damaligen Oberbürgermeister Georg Rosenthal eine Dankesurkunde zum Abschied. (Foto: Christian Weiß / Stadt Würzburg)
Dankesurkunde für den damaligen Oberbürgermeister Georg Rosenthal

63 Jahre – und dann waren sie einfach weg…

In der Stadt Würzburg gab es viele Gebäude und Gelände, die von den Streitkräften genutzt wurden – Hauptpunkt war dabei das 134,5 Hektar große Leighton-Areal mit der Kaserne „Leighton Barracks“. In den beiden Würzburger Kasernen waren u.a. die folgenden Einheiten stationiert:

  • 98th Area Support Group (Faulenberg Kaserne)
  • 417th Base Support Battalion (Leighton Barracks)
  • diese beiden sind aufgegangen in die U.S. Garrison Franconia
  • 101st Military Intelligence Battalion (Leighton Barracks)
  • 1st Military Police Company
  • 69th Signal Battalion (Leighton Barracks)

Natürlich war den Würzburgern irgendwie immer klar, dass die Amerikaner die Stadt irgendwann verlassen würden. Erste Anzeichen dafür gab es im Jahr 2004. Damals schrieb die Main-Post:

„Der Abzug der US-Truppen aus Deutschland gestaltet sich offenbar weit umfangreicher als bisher bekannt. Danach sollen sowohl die in Unterfranken stationierte 1. US-Infanteriedivision als auch die 1. Panzerdivision aus dem Rhein-Main-Gebiet in die USA zurück verlegt werden.

Dies meldet die New York Times unter Berufung auf US-Regierungskreise. Die 1. US-Infanteriedivision hat ihr Hauptquartier in Würzburg und Truppen in Schweinfurt, Kitzingen und Bamberg stationiert. Derzeit befindet sich das Gros der Soldaten im Einsatz im Norden des Irak“.

Im Laufe der nächsten Jahre kristallisierte sich immer mehr heraus, wie der Abzug vonstatten gehen würde. Und so langsam aber sicher begann sich auch die Stadt Würzburg darüber Gedanken zu machen, was man denn mit den zu erwartenden Flächen anfangen könne.

Im August 2004 sagte der Würzburger Bundestagsabgeordnete und Verteidigungs-Staatssekretär Walter Kolbow der Main-Post: „Klar ist, dass sich das US-Militär neu aufstellt und ihr Konzept an der Terrorismus-Bekämpfung ausrichtet. Deshalb wollen sie die 1. Panzerdivision und die 1. Infanteriedivision wahrscheinlich abziehen. Und davon werden wir wohl betroffen sein. Wir versuchen auf allen Ebenen, die Amerikaner von den Vorteilen der unterfränkischen Stationierungsorte zu überzeugen. Aber man darf sich nichts vormachen: Es wird zu einer Reduzierung kommen“.

Die Leighton-Barracks

Die Leighton-Barracks waren der Hauptstützpunkt der US-Army in Würzburg. Das Kasernen-Gelände wurde an Ostern 1945 von den Amerikanern eingenommen, zuvor eine Kaserne der Wehrmacht. Hier gab es alles für die Zivilisten und Angehörigen der Armee. Vom riesigen Supermarkt über Schulen, Kirchen, Sportanlagen, ein Kino sowie eine Spielhalle bis hin zum eigenen Burger King, Anthony’s Pizza und Popeye’s Restaurant.

Hauptanziehungspunkt für viele der in Unterfranken stationierten Amerikaner war aber wohl die Shopping-Mall. Sie war das größte Einkaufszentrum der Amerikaner in Europa. Hier wurden überwiegend extra für die Streitkräfte aus den USA importierte Lebensmittel verkauft. Das Fleisch kam z.B. von tropischen Inseln wie Hawaii. Geöffnet war der Supermarkt und die Tankstelle mit 14 Zapfsäulen an sieben Tagen die Woche – rund um die Uhr. 1)Informationen aus einem Artikel von Globalsecurity.org

Übrig geblieben war von alle dem nach dem Abzug nur ein riesiges, hermetisch abgeriegeltes Gelände. So war es mir damals auch nur möglich, einige wenige Fotos von außen durch den Zaun zu machen. Gerne hätte ich die vorhandenen Gebäude dokumentiert. Ein Betreten des Geländes war aber leider nicht möglich.

Nach längeren Vorplanungen fand dann im Jahr 2018 die Landesgartenschau auf dem Gelände statt. Zusätzlich hatte die Uni Würzburg den benachbarten Hubland-Campus auf das Leighton-Areal erweitert und nutzt jetzt Gebäude und Sportanlagen auf dem neu erschaffenen „Hubland-Campus-Nord“ dafür. Die ehemaligen Wohngebäude in der Rottendorfer Straße wurden seit Anfang 2009 komplett renoviert und werden jetzt ganz regulär vermietet. Auf dem ganzen Areal ist der neue Stadtteil Hubland entstanden.

Die Straßen auf dem Gelände des Leighton Barracks wurden ursprünglich mit amerikanischen Namen (insbesondere Namen früherer US-Präsidenten) belegt. Im Zuge der Konversion zu Campus und Wohngebiet wurden sie wie folgt umbenannt:

  • Adams Avenue → Gerda-Laufer-Straße → nach Gerda Laufer (SPD-Politikerin, Ehrenbürgerin)
  • Jackson Avenue → Emil-Fischer-Straße → nach Emil Fischer (Chemiker, Nobelpreisträger)
  • Jefferson Street → Oswald-Külpe-Weg → nach Oswald-Külpe (Psychologe)
  • Madison Street → Josef-Martin-Weg → nach Josef Martin (Wiederaufbaurektor der Uni)
  • Monroe Street → Klara-Oppenheimer-Weg → nach Klara Oppenheimer (erste weibliche Studierende der Uni, Ärztin, NS-Opfer)
  • Marne Lane (2 Teilbereiche) → Beatrice-Edgell-Weg → nach Beatrice Edgell (erste promovierte Frau an der Uni) bzw. Matthias Lexer-Weg nach Matthias Lexer (Germanist, Mediävist)
  • Skyline Drive → Emil-Hilb-Weg → nach Emil Hilb (Mathematiker) 2)Artikel in der Wuerzburgwiki.de über die Leighton Barracks

„LaVita“ zu Besuch in Würzburg

Für die Reportagereihe „LaVita“ war der Bayerische Rundfunk im Jahr 2013 in Würzburg unterwegs und hat sich zeigen lassen, was damals für die ehemaligen Kasernen-Flächen geplant wurde.

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Bilder der Leighton-Barracks und Umgebung

Die hier gezeigten Bilder entstanden zwischen 2008 und 2012 und zeigen den Bereich vor den Umbaumaßnahmen zur Landesgartenschau 2018 und bevor hier der neue Stadtteil Hubland entstanden ist.

Der AFN auf UKW 104,9 in Würzburg

Das ehemalige AFN-Studio in Würzburg 1980. Das Bild zeigt Mike Anthony (sitzend), Bill Boyd (Mitte) und den damaligen Studio-Chef Clark Taylor. Das Foto stammt aus einem Mainpost Artikel vom 8. Mai 1980 und wurde von Heußner gemacht.
Das ehemalige AFN-Studio in Würzburg

Ab dem 01. Mai 1980 hatten die Würzburger Dank der Amerikaner auch das Vergnügen, einen „ganz anderen“ Radiosender hören zu können. Viele haben ihn vielleicht gar nicht wirklich bemerkt im Laufe seiner Sendejahre. Für manch Andere war der AFN (American Forces Network) aber die Möglichkeit, einen kleinen Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen. Gesendet wurde aus einem kleinen Gebäude in den Leighton-Barracks. Von dort wurden neben Würzburg auch die Standorte Kitzingen, Giebelstadt, Schweinfurt, Bad Kissingen, Bamberg, Ansbach und Illesheim mit Radio- und Fernsehprogrammen versorgt.

AFN Bavaria Logo
AFN Bavaria Logo

Persönlich habe ich den AFN immer sehr gerne gehört. Bis zum Schluss war er in gewisser Weise „mein Sender“. Zwar war die Tonqualität nie wirklich überragend oder gar an den Qualitätsmaßstäben deutscher Radiosender zu messen. Dafür war das Programm aber sehr abwechslungsreich und einfach in vielerlei Hinsicht „anders“ als hierzulande üblich.

Vielleicht hat es mich auch getäuscht, aber ich fand die Moderatoren irgendwie immer ziemlich lässig. Wenig überflüssige Moderationen, fast nie lästige Gewinnspiele und keine Moderatoren, die meinten, ihre vermeintliche „Lokalprominenz“ ausspielen zu müssen. Statt dessen gute Rockmusik und ab und zu auch Country oder Black-Music – ein Programm, das eben den Bedürfnissen der Streitkräfte angepasst war.

Gesendet wurde anfangs nur sechs Stunden täglich und das auf Mittelwelle 1143 kHz. Später kam dann das 24-Stündige Vollprogramm auf UKW 104,9 mit Programmübernahmen aus den USA (z.B. dem „National Public Radio“ – NPR) dazu. Nicht zu vergessen sei natürlich auch das eigene Fernsehprogramm des AFN. Dieses war für Deutsche aber aufgrund des von den Amerikanern verwendeten PAL-Fernsehstandards nicht oder nur schwer mit deutschen Geräten zu empfangen.

Hier ein kleines Beispiel für einen (witzigen) Beitrag von AFN-TV. 😉

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Der Sendebetrieb wurde für Würzburg am 01. Juli 2008 eingestellt. Mit dem Abzug der US-Truppen aus Bamberg und Schweinfurt wurde nun auch dort der Sendebetrieb eingestellt. Die Frequenz 98,9 MHz in Bamberg wurde am Vormittag des 18. November 2014 abgeschaltet, gefolgt von der Frequenz 87,7 MHz in Schweinfurt am 19. November gegen 13.00 Uhr.

Und so klang der AFN mit dem Programm Z-FM damals in Würzburg. Die Montage enthält einige Station-IDs und ein „Jingle“.

Diese UKW-Frequenzen waren überhaupt erst 2010 bzw. 2008 in Betrieb gegangen. In Schweinfurt soll dafür die Gerätetechnik der Würzburger AFN-Frequenz 104,9 MHz wiederverwendet worden sein. Bamberg und Schweinfurt gehörten traditionell zum Sendegebiet des AFN-Studios Würzburg, bis es mit dem Abzug der US-Streitkräfte aus Würzburg 2008 geschlossen wurde. Damit fielen diese Standorte an das Studio Vilseck, das seinerseits 1994 aus Nürnberg dorthin umgezogen war. 3)Artikel beim Radio Eins Medienmagazin aus Berlin (19.11.2014) → abgerufen am 03.12.2014 Artikel existiert nicht mehr

In Würzburg kann man den AFN heute teilweise über die UKW-Frequenz 98,5 empfangen. Da es sich um einen Sender mit Überreichweite aus Ansbach handelt, funktioniert der Empfang im Autoradio am besten an höher gelegenen Standorten wie der Frankenwarte, dem Heuchelhof oder am Waldfriedhof. Als Empfangsalternative hat der AFN inzwischen unter dem Namen „AFN Go“ einen Audiostream eingeführt, der alle bisherigen Empfangsprobleme löst. Hier werden verschiedene Programme nach einem festen Programmschema ausgestrahlt.

Emery-Barracks an der Veitshöchheimer Straße

Die ehemalige Kaserne an der Veitshöchheimer Straße
Ehemalige Kaserne an der Veitshöchheimer Str.

Stolz stehen die alten Gebäude aus den 1930er Jahren an der lauten Schnellstraße. Wenig erinnert heute noch daran, dass diese bis 1990 eine Kaserne der Amerikaner, und ursprünglich der Wehrmacht war. Denn seit dem Jahr 1992 dient der Komplex als Asylbewerberheim des Freistaats Bayern für inzwischen 450 Menschen aus 35 Nationen. Sie „leben“ und warten hier vor allem auf ihr Asylverfahren. Immer wieder mal gab es hier in der Vergangenheit Probleme mit Gewalt und sogar Selbstmord unter den Bewohnern.

Kein Wunder – sind doch in den Gebäuden Menschen unterschiedlichster Kulturen auf – für unsere Wohnverhältnisse – beengtem Raum untergebracht, man könnte auch sagen „kaserniert“. Die humanitären Zustände in der Kaserne sind kurz und treffend ausgedrückt in vielen Fällen „katastrophal“.

Zu dieser Einschätzung kam der Bayerische Flüchtlingsrat nach seiner einwöchigen Aktion „LagerInventour“ im Jahr 2009. In Würzburg waren die Ratsmitglieder besonders schockiert. Es sei das „krasseste Lager, das sie jemals zu Gesicht bekommen“ hätten. Wegen dieser Zustände berichteten im April 2009 auch die ARD Tagesthemen in einem Beitrag über das Lager in Würzburg.

Mehr zu diesem Thema, und wie sich die Probleme in der Unterkunft entwickelt haben, gibt es im Artikel über den Stadtteil Dürrbachau.

Ein Masterplan für die Faulenberg-Kaserne

Auf dem Gelände neben der alten Feuerwehrschule aus dem Jahr 1887 und 1888 befand sich lange Jahre eine Kaserne mit großem Fahrzeugpark. Auch diese Kaserne ist verschlossen und der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ursprünglich war mal eine Ansiedlung von IKEA auf diesem Areal angedacht. Das Möbelhaus eröffnet seine Würzburger Filiale aber dann im Juni 2009 in Lengfeld in einem neu erschlossenen Industriegebiet.

Für die Entwicklung der ehemaligen Faulenberg-Kaserne wurde von der Stadt ein „Masterplan“ entwickelt, im Konversionsausschuss der Stadt Würzburg vorgestellt und Ende September 2011 beschlossen.

Die Ziele: Das Gebiet soll größtmögliche Nutzungsvielfalt im Bereich hochwertiges Gewerbe entwickeln. Dafür sollen großzügige, attraktive Freiräume gestaltet werden und identitätsstiftende Gebäude (Baudenkmäler) eine Reaktivierung erfahren. Eine stadtverträgliche Mobilität und optimale verkehrliche Vernetzung sollen gefördert und die qualitätsvolle Umsetzung des Leitbildes sichergestellt werden. Die flexible und solide Nutzungsstruktur soll als Grundlage für erste Entwicklungsimpulse dienen.

Mit Beschluss des Masterplanes liegt nunmehr ein Gesamtkonzept vor, das den weiteren Fortgang des Planungs- und Realisierungsprozesses vorgibt. Der Masterplan fasst die gemeinsam erarbeiteten Ziele und Leitgedanken der Entwicklung zusammen und bildet den Rahmen für eine qualitätsvolle Umsetzung.

Das US-Hospital am Galgenberg

Am 19. Oktober 2007 wurde auch hier die letzte Fahne eingeholt. Mehr als 60 Jahre wurde das von der Wehrmacht im Jahre 1937 errichtete Krankenhaus auf dem Mönchberg von der US-Army als Hospital genutzt. Das Objekt oberhalb der Missionsärztlichen Klinik, ca. sechs Hektar groß, wurde in die Hand der Bundesanstalt für Immobilien (BIMA) übergeben. Die hier gezeigten Bilder entstanden fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Schließung am 12. Oktober 2008.

Der Komplex wurde dann von der Nürnberger Maiberg GmbH erworben und ist ab dem Jahr 2009 für rund 60 Millionen Euro umgebaut worden. Die Gebäude wurden entkernt und teilweise abgerissen. Aus dem ehemaligen US-Hospital entstand auf dem 56.000 Quadratmeter großen Gelände der „Wohnpark Mönchberg“ mit 180 – 200 Eigentumswohnungen der „gehobenen Klasse“.

Zwischen 50 und 200 Quadratmeter haben die neuen Wohnungen, und das bei einem Quadratmeterpreis der bei der Eröffnung zwischen 2.350 und 2.750 Euro je nach Lage und Attraktivität lag. Die meisten Appartements – überwiegend drei bis vier Zimmer – haben eine Wohnfläche von 85 bis 125 Quadratmeter. Ende 2010 waren die ersten Wohnungen bezugsfertig. Die drei Bilder in der letzten Reihe (unten) zeigen das Gebäude nach der Umgestaltung im August 2012.

Hindenburg-Kaserne in der Zellerau

Auch hier war ein Stützpunkt der Amerikaner in Würzburg. Sehr viele Jahre haben sie den Stadtteil Zellerau und seine Anwohner durch ihre Anwesenheit stark geprägt. Das Gelände war lange Jahre eine Brachfläche (siehe Bilder aus dem Jahr 2008). Inzwischen hat einen Teil des Geländes die Staatliche Feuerwehrschule übernommen und im Jahr 2016 ein mehrstöckiges Übungshaus errichtet. Außerdem wurde ein großer Bereich zu einer Sitz- und Aufenthaltsfläche umgewandelt. In der Vergangenheit war auch mal kurzfristig der Bau einer Wohnanlage angedacht. Entsprechende Pläne wurden aber wieder verworfen. Weitere ehemalige Kasernen aus „Kaisers Zeiten“ werden in der Zellerau seit vielen Jahren von der Bayerischen Bereitschaftspolizei genutzt.

Untergebracht war in der Hindenburg-Kaserne ein Fernmeldebattalion mit seinem Fuhrpark. Auf dem Gelände befanden sich aber auch einige inzwischen abgerissene Gebäude wie z.B. ein Casino mit Kantine und Veranstaltungsräumen. Zusätzlich gab es einige Unterkünfte und eine Werkstatt. Ein Anwohner erzählte mir, dass hier früher „Tag und Nacht“ gearbeitet wurde. Das Areal wurde bereits Anfang der 1990er Jahre verlassen. In den Ende 2012 abgerissenen ehemaligen Garagen (siehe Fotos) standen früher unter anderem einige Fahrzeuge der Stadt Würzburg und die Faschingswagen der „Carneval-Freunde-Zellerau“.

Die Bedeutung der Amerikaner für Würzburg

Da die Soldaten mit ihren Familien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor waren und das Militär auch als ein nicht unbedeutender Arbeitgeber für deutsche Zivilisten diente, ist die Schließung der Kasernen von der Stadt im Vorfeld mit großer Sorge vor allem im Hinblick auf die mittelständischen Betriebe betrachtet worden.

Nicht zu vergessen sind auch die unzähligen persönlichen Kontakte zwischen US-Soldaten, deren Angehörigen sowie der Würzburger Bevölkerung. Unzählig sind die Ehen und Kinder, die aus Beziehungen zwischen Deutschen und Amerikanern hervorgegangen sind. Für viele Betroffene ist damals somit sicherlich eine große Lücke entstanden. Mit den Amerikanern sind nicht nur unsere „Besatzer“, sondern oftmals auch unsere Freunde aus der Stadt gegangen!

Schilder aus vergangenen Tagen: "Militärischer Sicherheitsbereich".
Schilder aus vergangenen Tagen

Mir fehlte schon seit Jahren das legendäre Deutsch-Amerikanische-Freundschaftsfest in den Leighton Barracks sowie der ein oder andere Besuch im „echten“ Burger King. Zwar war dies nie so wirklich erlaubt, aber zu Zeiten vor 9/11 – und damit vor dem Angriff auf das World-Trade-Center in New York – war dies durchaus möglich. Damals stand die Kaserne offen und man konnte ohne Probleme mit dem Auto hindurchfahren. Auch der Besuch bei Burger King war möglich, wenn man dort in US-Dollar bezahlte. Bei manchen Sparkassen-Filialen in Würzburg (z.B. am Barbarossaplatz) konnte man damals Dollar-Noten am Geldautomaten beziehen.

Gerne erinnere ich mich an die Zeiten, als das Deutsch-Amerikanische-Freundschaftsfest das dritte Volksfest in Würzburg war. Einmal im Jahr (ich glaube es war immer im April) öffneten die Amerikaner für einige Tage die Kaserne für die Bevölkerung. Tagsüber gab es ein Familienprogramm und man konnte u.a. den ein oder anderen Panzer und weiteres Militärgerät besichtigen. Nicht zu vergessen sind auch die legendären kulinarischen Angebote. Jeder, den ich kenne und der damals dabei war, schwärmt noch heute zu Recht von den leckeren Eissorten und Süßigkeiten, die es in Deutschland einfach nicht gab. Heute hingegen bekommt man viele dieser Produkte an Tankstellen und in Supermärkten. Besonders lecker waren aber immer die selbstgemachten Burger auf dem Grill – das waren noch Zeiten!

Ein kleiner Fernsehbeitrag von AFN-TV zeigt einige Impressionen aus den 1990er Jahren.

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Der Spaß endete letztlich mit dem Angriff auf das World-Trade-Center in New York. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurden die Kasernen total verschlossen und streng bewacht. Die Offenheit und das berühmte „easy going“ der Amerikaner war damit für uns Würzburger dahin. Es gab zwar noch das ein oder andere Volksfest, jedoch unter starken Sicherheitsbedingungen. Jeder Wagen, der auf das Gelände fahren wollte, wurde komplett durchsucht, so dass sich ewige Schlangen vor der Kaserne bildeten. Wahrscheinlich war dies dann auch den Amis zuviel und das Deutsch-Amerikanische-Freundschaftsfest war Geschichte.

Ein „Original“ auf Würzburgs Straßen

Als ich im Juni 2009 die Fotos rund um die Faulenberg-Kaserne gemacht hatte und anschließend zu einem Kaffee in eine nahe gelegene Tankstelle einkehrte, staunte ich nicht schlecht: Vor meinen Augen stand – passend zu den eben geschossenen Fotos – ein original und 1A-erhaltener Militär-Jeep der Amerikaner, so wie er früher sicherlich auch auf Würzburgs Straßen zu sehen war. So kam ich auch kurz mit Stefan ins Gespräch, dem das Fahrzeug gehörte und der geradewegs von einem regionalen Militärfahrzeugtreffen kam.

Er erzählte mir, dass es doch recht schwierig sei, so ein Fahrzeug vor allem in diesem Zustand aufzutreiben. Der Wagen aus dem Jahr 1969 besitzt einen Ford 4-Zylinder-Motor und wurde extra aus dem fernen Osten importiert. Erwähnenswert ist wirklich der Originalzustand. Jede Beschriftung ist da – alle Ausrüstungsgegenstände inklusive Funkantenne und Funkgerät (allerdings von der Bundeswehr) sind vorhanden und sogar der Lack ist noch original. Danke für die Infos und dass ich die Fotos machen durfte, Stefan!

Sonntagsvideos zum Thema Landesgartenschau

Für diese Webseite, meine Seite bei Facebook und meinen YouTube-Kanal habe ich die Landesgartenschau auf dem ehemaligen Areal der Leighton Barracks von Anfang an mit der Videokamera begleitet. Ich war ein halbes Jahr vor der Eröffnung beim letzten Baustellenfest im Oktober 2017 genau so dabei, wie am ersten Eröffnungswochenende und zwei Wochen vor Ende der Landesgartenschau. Hier die Playlist mit den drei Videos:

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Google-Map

Diese Google-Map zeigt die ehemaligen Standorte mit Kasernen und weiteren Einrichtungen der Amerikaner in Würzburg.

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Feedback

Immer wieder mal erreichen mich Emails mit Feedback zu diesem und anderen Artikeln meiner Webseite. Dirk schrieb mir im Dezember 2014 folgendes:

Mit großer Begeisterung hab ich mir die Seite angesehen und die vielen Berichte und Geschichten dazu durchgelesen. Auch ich bin ein „Kind“ der Amerikaner in Würzburg und Jahrgang 1973.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Deutsch-Amerikanischen Volksfeste und teile die Begeisterung für das Eis und die Burger. Auch ich hab mir oft Dollar geholt, um mich bei Burger King, der Food-Mall (Pizza) mit Fast-Food zu versorgen. Natürlich bin ich auch auf den Panzern herumgeklettert, die die Amerikaner direkt neben dem Haupttor auf der rechten Seite ausgestellt hatten. Zuletzt waren da viele Irakische Beutepanzer dabei.
Für mich gehörten die Amerikaner irgendwie auch zu Würzburg… kannte es ja nicht anders, wenn gleich ich natürlich den Abzug und Souveränität Deutschlands begrüßte. Trotzdem ist es ein Teil unserer Würzburger Geschichte, an die ich mich oft gerne erinnere.

Quellenangaben[+]

4 Kommentare

  1. Carmen Montgomery

    Mein Vater war am Flughafen stationiert zu War 2, in der Nopitschstrasse wo die Soldaten ihre Wohnungen hatten, sind wir alle groß geworden mit Schmerz, und Erinnerungen. Ich bin die jüngste, bin 61 geboren , hab manches nicht mitbekommen aber erzählt bekommen, älteste Schwester ist 41 geboren 😉 Mein Vater wie mir erzählt wurde, war in Gefangenschaft bei den Russen, die Amerikaner haben ihn dann, wo und wie wie weiß ich nicht genau, herausgenommen. Und wie er erzählte bekamen sie jeden Tag Peanut butter, was er wirklich hasste als ich da war. Kurze Geschichte die doch lang wird! Er wurde von den Ami’s befreit, hatte seinen linken Fuß wo die Ferse abgeschossen wurde, und fast zu seinem Tod wegen Blutverlust und Unreinheit geschah, die Ami’s es übernommen, da mein Vater in England zur Universität ging und konnte englisch, er einen vorteil hatte, sie haben ihn gesundheitlich aufgebaut, und ihm eine Stelle dann bei den Amerikanern vermittelt, zuerst weil er einige Instrumente spielte hat er im Officer’s club gespielt dann hat er für special servies in Faulenberg gearbeitet! über 25 Jahre, das Musik spielen hat er aufgegeben nach einigen Jahren ha , ups Elvis Presley im Club als Band gespielt! Jedenfalls, jeder kannte meinen Vater, noch immer in der Nopitschstrasse, mit Mukkefukk Kaffee, und Trockenmilch die er immer heim gebracht hatte, 🙂 Unser Küchenfenster ging zur Amerikanischen Kirche raus! Jeden Sonntag hat man sie gehört wie sie gesungen haben, früh um 6 ging die Kanone los, abends um 5 ging sie wieder los und die Fahne ging runter mit Musik, Trompeten usw. Ich kannte es nicht anders! Neben der Kirche haben sie in den 70′ ihre Panzer usw ausprobiert nachts hab ich die Lichter gesehen die ins Schlafzimmer schienen als die Panzer aktiv waren, wir als Kinder sind durch den Zaun, war immer ein Loch im Zaun oder hoch gezogen, ob’s bei meiner Seite war oder mal runter zum Zweierweg da war damals noch so ein kleiner Bach den gibt es nicht mehr, da konnte man ganz einfach rüber, und ab die Leighton Barracks mal unsicher machen, wir sind in die Bunker die hatten etliche, einer ging von Leighton bis hin zum Tierheim bei der Nürnberger Straße. Oh ja ich war da und ich weiß es, manche endeten nach etwa 1/2 km im nichts, manche hatten Türen drinnen die verschlossen waren. Wir als Kinder haben als Gruppe alles durchschaut! wenn ich mich erinnern kann waren nur Dosen als Farbe usw rum gestanden, aber nix besonderes, die haben die alle zugeschüttet, so viel ich weiß! Glaube der einzige der vielleicht noch da ist war hinter PX am Hinterausgang, gegenüber, der ging bis Nürnberger Straße. Ach denke kann so weiter schreiben lass es mal. Glaube ist genug für das eine mal! Werde mich wieder melden! Und ja hab auch in Leighton einige Jahre gearbeitet 😉 und einen Ami geheiratet aber das ist wieder eine andere Story!

  2. Gordon

    I was an American military dependent in Wurzburg from 1949 to 1952, the longest I lived anywhere until I was in my 30’s. I attended elementary school grades 3-5 there, first in a former German school and then the „new“ elementary school at Leighton Barracks. My father was Commanding Officer of Faulenburg Kaserne (please forgive my spelling errors). For many years I didn’t realize that Faulenburg, or is it „berg“, and Leighton Barracks were two different US Military installations in Wurzburg. My sister was in the same school as me the first year, then she travelled to Nuremberg every week for High School. I remember Wurzburg fondly. I learned some German which I’ve mostly forgotten and because we lived in so many different school districts in multiple states, I did not have the opportunity to study German in school and retain the language. I’ve never returned to Germany as I travelled and moved ENOUGH as the daughter of a Military officer that when I could make my own decisions I quit moving and sightseeing so much as my parents forced me to do. Today I am nearly 80 years old and some memories of Wurzburg and Germany and Europe are still fresh in my mind. I enjoy occasionally looking up Wurzburg on the internet and reliving memories. We lived at 21 Rotendorfer Strasse which was a very nice house that I remember fondly. Every few years I will look up Wurzburg and reminisce.

  3. Ingrid Caggiano

    Hallo liebe Carmen. Ich bin auch Jahrgang 61.
    Meine Familie: Mutter, Oma, Tante, etc sind ebenfalls aus Würzburg. Ich liebe diese schöne Stadt. Jetzt aber meine Frage: weißt du wie ich meiner Cousine Jahrgang 1967 helfen kann? Ihr Vater den Sie nie kennen gelernt hat war GI in Würzburg. Ich glaube er war in der Hindenburg Kaserne. 1966 ist er in die Staaten zurück kurz bevor Katja auf die Welt kam. Katjaleidet sehr darunter ihren Vater nie kennengelernt zu haben. Weißt du ob man das über die Armi heraus bekommen kann? Meine Katja lebt jetzt in der USA in Texas. Es wäre so schön wenn ich helfen könnte. Glg Ingrid

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